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2014

Bilder © Disney
** Into the Woods
rob marshall


Eine alte Hexe will wieder jung und hübsch aussehen. Um das zu realisieren spannt sie für einige Aufgaben ein Bäckerehepaar ein, das seinerseits darunter leidet kein Kind bekommen zu können. Der Deal der beide Parteien happy machen soll wirkt sich allerdings drastisch auf andere Märchenweltbewohner aus.

Man muss jetzt kein ausgesprochener Liebhaber von Musicals sein um festzustellen, dass es einige unterhaltsame Filme mit Gesangs-Input oder Adaptionen diverser Bühnen-Musicals gibt. Z.B. den Klassiker „West Side Story“ (1961) mit der Musik von Leonard Bernstein, „Moulin Rouge“ (2001), der quietschbunt-kitschige Beitrag von Baz Luhrmann oder die mit Beatles- bzw. Abba-Songs gefütterten „Across the Universe“ (2007) und „Mamma Mia! (2008)“. Nicht immer müssen/dürfen die Schauspieler in solchen Produktionen auch selber singen. In einigen Fälle hätte man es ihnen auch verbieten sollen (Brosnan, anyone ?). Tom Hooper ging für „Les Misérables“ (2012) sogar soweit seine Akteure am Set live singen zu lassen (und nicht Studioaufnahmen zu verwenden). Auch Regisseur Rob Marshall vertraut für „Into the Woods“ auf die Stimmen seiner Schauspieler, die glücklicherweise nur phasenweise singen. Es ist bereits das dritte Musical, das der 53-jährige Amerikaner fürs Kino inszeniert. „Chicago“ (2002) war nicht nur sein Kinodebüt sondern triumphierte auch bei den Oscars sechs mal, wurde u.a. zum „Besten Film“ gekürt.

Sieben Jahre später erlebte Marshall bei seinem zweiten musikalischen Ausflug ein Debakel. „Nine“, wieder starbesetzt, floppte an den Kinokassen und wurde von der Kritik verrissen. Nach dem Mega-Blockbuster-Zwischenstopp „Pirates of the Carribean – Fremde Gezeiten“ versucht es Marshall nun erneut mit einem Musical. Und enttäuscht trotz interessanter Besetzung (u.a. Emily Blunt als Bäckersfrau, Meryl Streep als Hexe, Chris Pine als Prinz, Johnny Depp als böser Wolf).Vorlage ist das Broadway-Stück „Into the Woods“ aus dem Jahr 1987 von Stephen Sondheim und James Lapine. Darin verwursten Komponist und Autor bekannte Märchenerzählungen zu einer miteinander verwobenen Geschichte. Märchen haben ja wieder Hochkonjunktur – im Fernsehen und im Kino. Und Disney hat ohnehin eine lange Tradition im Erzählen von Fantasiegeschichten für die ganz kleinen Zuschauer und für Familien. Im Zeichentrick und im Realfilm. Ob „Rapunzel – neu verwöhnt“ (2010) (knapp 600 Mio. US-Dollar Einspiel) oder die Dornröschen-Version „Maleficent – Die dunkle Fee“ (2014) (über 750 Mio. US-Dollar), die Zuschauer sind interessiert. Und auch andere Studios sind nicht untätig. 2012 gab es sogar gleich zwei Versionen von Schneewittchen.

„Into the Woods“ lässt in zwei langen Stunden vier Stories aufeinanderprallen. Der Bäcker und seine Frau sollen in drei Tagen tief im Wald Dinge/Objekte (darunter eine Kuh so weiß wie Milch!) von anderen Märchenfiguren stehlen/tauschen/erwerben damit die alte Hexe ihren Hokuspokus veranstalten kann um die Sache mit dem Fluch zu beenden. Die Aktionen haben einen starken Effekt auf die Leben von Aschenputtel (aka Cinderella; demnächst auch als eigenständiger Disney-Kinofilm), Rotkäppchen, Rapunzel und Hans (aus dem Märchen „Hans und die Bohnenranke“; im englischen ist der Hans aber ein Jack). Unter Gesang werden die Figuren und ihre Wünsche zunächst in Einzelerzählsträngen vorgestellt. Leider alles sehr zäh vorgetragen. Dann werden die Kräfte gebündelt um eine Riesenfrau zu töten, die aus einer anderen Welt gekommen ihre gestohlenen Goldschätze wiederhaben will (die Sache mit der Bohnenranke. siehe auch Bryan Singers „Jack and the Giants, 2013). Immerhin: Kostümgestaltung und visuelle Effekte sind gut gelungen. Tip: Besser nochmal Tim Burtons Verfilmung von Sondheims „Sweeney Todd – der teuflische Barbier“ (2007) ansehen, macht mehr Spaß. Oder man wählt einen der eingangs erwähnten Titel.

Dieser Märchen Mash-Up langweilt mit zunehmender Spieldauer. Mit Hollywoodstars gespickt sind die alten Stories in ihrer x-ten Interpretation leider weniger packend inszeniert als erhofft. Gesanglich sollte man auch keine großen Erwartungen haben.

Text © Markus Klingbeil
14.01.2015

Into the Woods

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 125 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 25.12.2014 (US) 19.02.2015 (D). Budget: 50 Mio. USD Regie: Rob Marshall. Drehbuch: James Lapine. Kamera: Dion Beebe. Schnitt: Wyatt Smith. Musik: Stephen Sondheim Besetzung: Anna Kendrick, Daniel Huttlestone, James Corden, Emily Blunt, Christine Baranski, Tammy Blanchard, Lucy Punch, Tracey Ullman, Lilla Crawford, Meryl Streep, Johnny Depp, Chris Pine.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih