Milo Malakian (Jean Reno) ist Oberhaupt eines armenischen Mafiaclans und betreibt in Südfrankreich sein kriminelles Geschäft. Er will seinen Sohn Anton (Gaspar Ulliel) behutsam als Nachfolger aufbauen. Ein großer Coup in zweistelliger Millionenhöhe soll die Weichen für die Zukunft stellen.

Laurent Tuels vierter Spielfilm ist ein Vater-Sohn-Drama das in jedem Milieu spielen könnte und so wie die Berufsgruppe austauschbar ist so wirkt auch die generationenübergreifende Auseinandersetzung beliebig. Als Krimi verpackt hat die Geschichte an sich natürlich ihren Reiz wird doch ein Leben geschildert, das seine nicht wegzudiskutierenden Gefahren birgt insbesondere wenn ein Kommissar wie ein Bluthund hinter einem her ist. Jean Reno (Die purpurnen Flüsse 2, Armored), ein Pendler zwischen Hollywood und Frankreich, verkörpert hier den Boss, der nur allzu gerne einmal das Zepter an seinen Sohn weitergeben würde. Der allerdings will sich seinem Erzeuger entziehen, ein solides Geschäft aufziehen, ein Hotel betreiben, und mit seiner Freundin Elodie glücklich werden. Nur das Kapital fehlt noch.

So richtig zünden mag diese Konstellation aber nicht, denn viel zu lange wird defensiv gespielt, weiß Daddy Reno nicht Bescheid und wenn er dann eingreift versteht er das als familiäre Unterstützung und hat überhaupt keine Idee wie sehr er damit seinen einzigen noch verbliebenen Sohn demütigt. Gaspar Ulliel versucht sich hier als aussteigewilliger Junggangster mit Zukunftsvisionen gegen Familientraditionen zu stellen, kann aber seiner Figur nur wenig interessante Facetten abgewinnen. Als junger Hannibal Lector hatte Ulliel 2007 versucht sich fürs amerikanische Kino interessant zu machen doch dies blieb ein einmaliger Ausflug. Selbst gegen einen Reno in Durchschnittsform bleibt Ulliel blass. Für die von Vahina Giocante verkörperte Freundin, die 2008 in dem Spionagethriller "Secret Defense" in einer Hauptrolle überzeugte, bleibt noch weniger zu tun.

Sträflich vernachlässigt wird auch die Rivalität zwischen dem hartnäckigen Cop Saunier (Sam Bouajila, Das tödliche Wespennest) und Milo Malakian, die sich bereits seit mehreren Jahren belauern, weil ein besonderes Ereignis sie verbindet. Bei einem von Malakians früheren Coups kam einer seiner beiden Söhne ums Leben und Saunier, damals noch ein unbedeutender Polizist, war dabei und ist fortan ein rotes Tuch für Malakian. Das könnte zu einer knisternden Atmosphäre während des Filmes führen aber leider wird nur auf Sparflamme gekocht und der Unterhaltungsdruck auf die ebenso wenig konsequent ausgeführte Familienzwistschiene verlagert. Wie sehr Saunier unter Druck steht, zum einen weil er daran selbst Schuld ist zum anderen weil die Vorgesetzten ihm nicht genügend Beamte an die Seite stellen, schimmert nur schwach durch.

Wie so viele französische Gangsterfilme ist auch "Inside Ring" elegant gefilmt und optisch gefällig inszeniert. Allerdings versäumt es Regisseur Tuel die Geschichte flotter zu erzählen und hält uns sehr lange mit Vater-Sohn-Geplänkel auf bevor er endlich zum angekündigten Ultimate Heist (so der amerikanische Verleihtitel) übergeht. Mehr Drama und wenig Action stehen im Vordergrund und dabei gibt es außer dem zentralen Konflikt keine gut herausgerbeiteten Reibungspunkte, die für Überraschungen sorgen könnten. Betrachtet man Filme wie "Public Enemy No.1", "22 Bullets" (ebenfalls mit Reno) oder "Ein Prophet", die mit durchgängig packender Story und tollen Darstellerleistungen punkten dann wundert es nicht das der defizitäre "Inside Ring" in Deutschland nur als DVD-Premiere veröffentlicht wird und selbst in Frankreich vom Kinopublikum wenig beachtete wurde.

DVD (Universum/Senator, PAL, Code 2)

Die deutsche DVD liefert den Film im gutem 2.35:1(16:9)-Format mit DD5.1-Ton in deutsch und französisch (mit optionalen dt. UT). Als Extras liegen vor: 40 Minuten Interviews (dt. untertitelt) mit Jean Reno, Gaspard Ulliel, Vahina Gioccante, Sami Bouajila, Isaac Sharry (4:3-Format, Letterbox) sowie sechs Trailer (Inside Ring, Diamond 13, Killshot, Sheitan, Paranormal Activity, The One)

Schon während der Sichtung des Films bedauert man die nicht genutzten dramaturgischen Möglichkeiten und so kann auch ein halbherziges Finale die sich manifestierte Meinung über einen optisch ansprechenden aber ansonsten nur durchschnittlichen Film nicht mehr ändern. Und Jean Reno als Gangster gab's mehr als einmal ... und dann auch besser.