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2008
Bilder © Sunfilm
*** Im tiefen Tal der Superbabes
christian forte


Die beiden Freunde Lester (Chris Patt) und Carl (Brendan Hines) teilen nicht nur eine gemeinsame Wohnung, sondern auch das Schicksal des Losers. Für Lester hat es nur zum Job im Getränkeshop gereicht, sein Kumpel hat immerhin einen Bürojob beim Vater seiner Freundin. Doch die degradiert ihn zum Waschlappen und kommandiert ihn ständig herum. Als eines Tages eine magische Pornofilmkabine vor der Wohnungstür steht wird aus dem tristen Alltag ein knallbuntes, exotisches Abenteuer.

Anfang des Jahres war im renommierten Forbes Magazine zu lesen, dass sich auch die Pornoindustrie um Finanzhilfen vom amerikanischen Staat bemüht. Ein Stimulus-Paket der ganz besonderen Art. 5 Milliarden hätte man gerne. Und "Hustler"-Herausgeber Larry Flynt wird mit den Worten zitiert: "Americans can do without cars. They cannot do without sex". Die New York Times berichtete im Juli, dass die Budgets für teure, aufwendige Pornoproduktionen kaum noch vorhanden sind. Und das liegt nicht nur an der Wirtschaftskrise sondern hat sich schon vor Jahren abgezeichnet. Das Internet ist schuld.

Internet, das war in den 70er und frühen 80ern noch kein Thema. Da kursierten keine Sexvideos von B-Promis oder schlagzeilengeiler Zöglinge reicher Eltern durch die virtuelle Welt. In Paul Thomas Andersons "Boogie Nights" (1997) erhielt man einen Einblick in diese Zeit als dämliche Geschichten um noch dämlichere, simple Dialoge gestrickt wurden um nur baldmöglichst zum Sexakt zu kommen. Regisseur und Drehbuchautor Christian Forte lädt in seinem Film erneut zur Reise in die Vergangenheit ein. Und er schickt seine beiden männlichen Protagonisten ins kunterbunte Porn Valley mit vielen weiblichen Einwohnern und noch weniger männlichen Konkurrenten.

Forte bedient sich bei seiner mit harmlosen Anzüglichkeiten und nackten Brüsten gespickten Sexfilmparodie bewährter Zutaten des Pubertätsfilms. Gleich zu Beginn werden zudem Erinnerungen wach an Stephen Hereks Komödie "Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit" (1989) als damals ein junger Keanu Reeves mit seinem Kumpel in einer besonderen Telefonzelle an verschiedene Schauplätze der Geschichte reiste. Das tiefe Tal der Superbabes stand damals wohl nicht auf der Reiseroute. Gefallen hätte es den beiden aber sicher auch. So wie Lester und Carl es kaum fassen können was mit ihnen geschieht. Aber Lester erkennt schnell die vermeintlichen Vorzüge, denn wie einst Mike Krüger und Thomas Gottschalk in "Die Einsteiger" (1985) befindet er sich jetzt in seinem Lieblingsfilm und ist aktiver Bestandteil der Story.

Lester kennt die Stars seiner schlaflosen Jugendnächte sozusagen in- und auswendig, er kennt die Handlung, er weiß wann und wo die nächste Orgie stattfindet und welche Sätze er sagen muss, damit die Handlung ihren vorhersehbaren Lauf nimmt. Doch halt, wir befinden uns in einer Komödie und den Anstand in dieser Fantasietraumwelt verkörpert Lesters Freund Carl, dessen Filmkenntnisse weniger ausgeprägt sind und der lieber heim will zur drangsalierenden Gattin in spe. Das Problem ist nur, dass die Pornofilmkabine nirgends auffindbar ist und man zunächst in dieser vorwiegend in pink gefärbten Welt gefangen ist. Statt Lustfreuden wird der Aufenthalt immer mehr zum Albtraum, denn die hungrige Dominatrix Suzi Diablo (ein schräger und sehr energischer Auftritt von Blanca Soto) in Polizeiuniform und ihr gut bestückter Copkollege namens Rod Cannon (Scott Caan) sind ihnen auf den Fersen.

Man könnte schon jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wegen der sich entfaltenden sinnfreien Handlung aber die beiden Hauptdarsteller Chris Pratt und Brendan Hines versprühen Spiellaune und sind weitaus weniger nervig als befürchtet. Das liegt wohl auch daran, dass man beim Casting nicht auf talentfreie Möchtegern-Darsteller zurückgegriffen, sondern zwei TV- und filmerfahrene Burschen für die Hauptrollen besetzt hat. Pratt wurde durch die Serie "Everwood" bekannt und war in Nebenrollen in "Wanted" und "Bride Wars - Beste Feindinnen" zu sehen. Hines hat diesbezüglich noch Nachholbedarf und ist vorwiegend fürs Fernsehen tätig (z.B. "Lie To Me" mit Tim Roth). Preise werden sie hier mit ihrer Darstellung sicher nicht abräumen, aber man kann sich ja noch steigern.

Mit Genuss werden jedenfalls die Pornofilmklischees zelebriert. Die leichtbekleideten Mädels (möglicherweise von Hugh Hefner geborgt) sind meist blond mit geringem IQ aber ideenreich genug um den Pizzaboten oder Poolreiniger die Bezahlung der Dienste in Naturalien zu entrichten - selbst wenn sie gar keinen Pool haben. Herrscher über die Collegegirls in engen Shirts ist Diamond Jim (ein herrlich übertrieben agierender Christopher MacDonald, The House Bunny), der im Retro-Look mit langen Haaren und getönter Brille wie ein Hippie aus der Woodstock-Ära daherkommt. Und wie Bill und Ted den Grim Reeper nicht loswerden können ohne ein Spiel mit ihm zu spielen so haben auch Lester und Carl ihre Lektion zu lernen um DJs Themenpark zu überstehen. Dabei behilflich sind Bambi Cummings (Rachel Specter, Alone in the Dark 2), eine Brünette, die als Unschuld vom Lande Begehren weckt und Daphne (Kate Albrecht, TV's Entourage), das willige aber naive Blondchen.

Wurden also vorwiegend eher unbekannte Darsteller und Darstellerinnen für die großen und kleinen Rollen besetzt um ihre Gesichter und/oder andere Körperzonen vor der Kamera zu zeigen so hat man für einen Gastauftritt die mittlerweile 37jährige Denise Richards verpflichtet, die seit ihrem freizügigem Auftritt in "Wild Things" (1998) und als Bond-Gespielin in "Die Welt ist nicht genug" kaum erwähnenswerte Filme gedreht hat. Vielmehr machte sie vor einigen Jahren Schlagzeilen durch ihren Scheidungskrieg mit Charlie Sheen und versucht seit May 2008 ihre Person wie so viele um Aufmerksamkeit ringende Prominente in einer Reality-TV-Show zu vermarkten (Titel: "Denis Richards: It's Comlicated"). Da zeigt sie sich dann auch hüllenlos, während sie als Superbabe-Mutti zwischen den vielen jungen Frauen im Bikini zur farblosen Stichwortgeberin mutiert.

Denn außer einem schlüpfrigen Kommentar zum Thema Liebe (ein Gefühl das man in der Pornowelt nicht kennen und empfinden darf) hat Richards nur wenig zu sagen. Ihren Namen daher auf dem DVD-Cover groß hervorzuheben ist irreführend aber gängige Praxis um kleine Filme zu bewerben. James Caans Sprössling Scott, der immer wieder zwischen Nebenrollen in A- und B-Movies pendelt, taucht immerhin ab und zu im Handlungsverlauf auf. Paris Hilton sucht man vergebens, dafür darf Kim Kardashian drei Sätze sprechen. Etwas mehr Text hat Tracy Morgan, ein Comedian der höchstens denjenigen bekannt ist, wer regelmäßig "30 Rock" und "Saturday Night Live" sieht. Er verkörpert den Gangstarapper Busta Nut, der sich gerne das Bier von zwei Pobacken servieren lässt. Und das würde sicher Larry Flynt gefallen.

DVD (Sunfilm, RC2, PAL, 87 min)

Ein farbenfrohes Bild im Cinemascope-Format (2.35:1), anamorph codiert, wird geliefert, ohne sichtbare Verunreinigungen. Als Ton sollte man schon wegen der Dialoge die englische Originalfassung wählen, die ebenso wie die deutsche Synchronfassung in DD5.1-Form vorliegt. Als Extras gibt es ein kurzes Making of und Trailer.

Wie bei vielen solcher Teenagerpubertätssexklamotten werden sich auch hier die Geister scheiden. Und so sind manche Gags auch ziemlich daneben, manche auch zum lachen. Die Anspielung des Filmtitels auf einen Russ Meyer Film haut allerdings nicht so hin. Der Liebhaber üppiger Oberweiten würde sich im Grabe rumdrehen. Aber Ansprüche sollten man bei der Sichtung dieser Komödie ohnehin nicht stellen. Die Verulkung von Old-School-Pornos hat aber allein durch die Bonbon-Optik, musikalische Begleitung und (gewollt?) sinnfreien Dialoge durchaus seinen Unterhaltungswert. Und Regisseur Forte verzichtet dankenswerterweise darauf ein Zotenfeuerwerk zu zünden wie es so manche Direct-to-DVD-Genrefilme tun.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.10.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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