Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2009
Bilder © Concorde
** Ich habe sie geliebt
zabou breitman


Chloé (Florence Loiret) fährt mit ihrem Schwiegervater Pierre (Daniel Auteil) für ein paar Tage ins Ferienhaus außerhalb von Paris um ihre Wunden zu lecken. Ihr Mann hat sie und das gemeinsame Kind wegen seiner Geliebten verlassen. Auch Pierre stand einmal vor 20 Jahren vor der Entscheidung ob er Ehefrau und Sohn für seine große Liebe verlassen sollte. Und diese Geschichte erzählt er seiner Schwiegertochter jetzt.

Mit der Verfilmung des Bestsellers "Zusammen ist man weniger allein" wurde die französische Schriftstellerin und Journalistin Anna Gavalda auch einem Kinopublikum ein Begriff. Unter der Regie von Altmeister Claude Berri spielten sich vor zwei Jahren Audrey Tautou und Guillaume Canet in die Herzen der Zuschauer. 2,3 Millionen bzw. 904 000 Eintrittskarten wurden für den Film in Frankreich und Deutschland gelöst. Jetzt wurde der erste, stark autobiografische Roman von Gavalda für die Leinwand aufbereitet.

Starbesetzt mit Daniel Auteil und Marie-Joseé Croze erzählt die Regisseurin Zabou Breitman das große Liebesdrama eines Mannes, der von seiner Besessenheit zu einer schönen Frau beherrscht wird. Die Liebe ist zwar längst passé aber seine damalige Entscheidung quält ihn auch heute noch. In ausschweifenden Rückblenden wird der Zuschauer mit langweiligen Szenenabfolgen gequält, die wenig Substantielles zum Vorschein bringen. Geliebt und gelitten wird global, um den Erdball herum, denn die Geliebte stellt Bedingungen an den Mann, der es trotz seiner Liebe nicht fertig bringt sich von bürgerlichen Zwängen zu befreien.

Thematisch wurde das schon zigfach durchgekaut, denn Affären enden meist Böse. Die Dramaturgie erfordert dies um dem Zuschauer Überraschungen zu bieten damit der Unterhaltungswert gesteigert wird. Man kann das thematisch allerdings auch bieder abfilmen und wenig Inhalt auf epische Länge ausbreiten. Wie hier geschehen bei Zabou Breitmans Romanadaption. Ein ähnliches Problem hat übrigens auch Stephen Frears mit dem verfilmten Liebesgeplänkel in "Chérie - Eine Komödie der Eitelkeiten". Wenn sich dieses langatmige Melodram in Gavaldas Leben in etwa so abgespielt hat wie uns hier auf der Leinwand vorgetragen wird dann beneidet man sie erst recht nicht um diese Erfahrung.

Schon der Beginn des Films vermag es nicht ein echtes Interesse an den Figuren zu wecken, wirkt das Zusammenspiel von Auteil als Schwiegervater und Florence Loiret als betrogene Frau etwas lustlos. Hinzu kommt die von der melodramatischen Vorlage verordnete Sprachlosigkeit, da die beiden Personen früher kaum etwas miteinander anfangen konnten. Nun hat aber Pierres Sohn Mist gebaut und seine Familie im Stich gelassen und das getan was Daddy nicht konnte - seiner Liebe oder seinem Trieb zu folgen, was immer sich besser mit dem eigenen Gewissen vereinbaren lässt. Bis sich der ältere Herr dazu durchringt einigen Sünden zu bekennen schleppen sich die Minuten zäh dahin.

Die erste Rückblende (mehrfach springt Breitman in der Zeit umher) zeigt dann einen auch optisch jüngeren Auteil als Chef eines Familienunternehmens, das Transportbehälter für die Industrie verkauft. Bei Kundengesprächen in Hong Kong trifft er auf Mathilde (Marie-Joseé Croze), die als Dolmetscherin vor Ort ist und ihm sofort den Atem raubt. Bald signalisiert sie ihm ebenfalls Interesse an einem Rendez-Vous und das Techtelmechtel weitet sich zur jahrelangen Obsession mit heimlichen Liebestreffen in aller Welt aus. Sie können nicht voneinander lassen obwohl Pierre zu feige ist sich mit Haut und Haar und allen möglichen Konsequenzen für seine Liebe des Lebens zu entscheiden.

Spannend und prickelnd ist das allerdings nicht, denn die inhaltlichen Wiederholungen bringen die Geschichte nicht weiter und langweilen schnell. Zumal ein mögliches die Dramaturgie verschärfendes Element der eifersüchtigen Ehefrau schnell entsorgt wird. Die Lokalität Hong Kong erhöht zwar kurzfristig die Aufmerksamkeitsbereitschaft, doch das Aufeinanderprallen der Kulturen, angefangen von unterschiedlichen Auffassungen wie man Geschäfte macht, verliert auch bald wieder seinen Reiz, weil die sich in den Mittelpunkt drängende Trivialgeschichte mit wenig herausfordernden Dialogen vom Blick auf die Uhr nicht abhält.

Daniel Auteil ist ein herausragender Schauspieler und hat zuletzt auch mit "Dialog mit meinem Gärtner" und "Mein bester Freund" in äußerst humorvollen Rollen überzeugt. Den innerlich zerrissenen Liebhaber nimmt man ihm aber hier nicht ab und bei seinem jämmerlichen Weinkrampf zum Finale kann man sich ein Lachen kaum verkneifen. Selbst die aus "Schmetterling und Taucherglocke" noch positiv in Erinnerung gebliebene Franko-Kanadierin Marie-Josée Croze kann diesem einfallslosen Drehbuch nichts entgegensetzen. Da vermag es auch ihre mehrmals in Szene gesetzte Weiblichkeit nicht von der schwachen Dramaturgie abzulenken.

Blickt man auf Crozes letzten beiden Filme in denen sie jeweils die Nebenrolle an der Seite von etablierten Stars des französischen Kinos spielte, so wurde auch dort die Unterhaltungsgarantie nur bedingt erfüllt. Der Pharmazie-Thriller "Le nouveu protocol" mit Clovis Cornillac war ordentlich aber inhaltlich 08/15 und das Drama "Tage oder Stunden" nur ein fades, langatmiges, vorhersehbares Melodram mit Albert Dupontel. Schon 2005 war Croze auf internationalem Parkett zu sehen - in Steven Spielbergs "München".

Die Romanverfilmung "Ich habe sie geliebt" ist auf dem Papier gut besetzt, doch die schauspielerische Leistung passt sich in dieser Leidensgeschichte einer ideenlosen Umsetzung an, die mehr langweilt als unterhält. Ein Blick in die Filmhistorie offenbart da weitaus interessantere, abwechslungsreichere und vor allem dramatischere Liebesgeschichten. Hier schaffen es die Protagonisten jedenfalls nicht echte Emotionen zu vermitteln.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.08.2009

Ich habe sie geliebt

(Je l'aimais)

Frankreich, Italien, Belgien 2009. Länge: 99 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 06.05.2009 (F) 30.07.2009 (D) Budget: - Einspiel: -. Regie: Zabou Breitman. Roman: Anna Gavalda. Screenplay: Zabou Breitman, Agnès de Sacy. Kamera: Michel Amathieu. Schnitt: Frédérique Broos, Bernard Françoise. Musik: Krishna Levy. Darsteller:Daniel Auteuil, Marie-Josée Croze, Florence Loiret, Christiane Millet, Geneviève Mnich, Winston Ong, Olivia Ross, Antonin Chalon
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih