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2007
Bilder © Filmverleih
***** Der Krieg des Charlie Wilson
mike nichols


Washington, D.C., 1980. Der texanische Kongressabgeordnete Charlie Wilson (Tom Hanks) führt ein angenehmes Leben und weiß wie er seine Wähler zufrieden stellen kann. Als ihn eine einflussreiche Freundin (Julia Roberts) bittet sich die Situation in Afghanistan vor Ort anzusehen weckt das, was er sieht, sein schlafendes Gewissen. Mit einem wenig beliebten CIA-Agenten (Philip Seymour Hoffman) startet Wilson seine eigene Kampagne um den in Afghanistan einmarschierten sowjetischen Truppen das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Es kommt ja nicht so häufig vor, dass man schon in den ersten Filmminuten Dialoge serviert bekommt, die einen sprichwörtlich aus den Socken hauen. Man kann sich dann beruhigen und sagen, dass ja noch viele Minuten folgen werden und ein paar gute Dialoge noch keinen guten Film machen. Wenn man aber nach 97 Minuten Laufzeit immer noch die Begeisterung der Anfangsminuten verspürt, dann erst ist man sich wirklich sicher, dass man hier eine exzellent vorgetragene Geschichte erlebt hat. Und es gibt kaum einen Drehbuchschreiber, der das politische Geschehen so intelligent und scharfzüngig in Worte verpackt wie Aaron Sorkin. Sorkin zeigte schon bei den ersten vier Staffeln der US-TV-Serie ‚The West Wing', die Leben und Handeln eines demokratischen Präsidenten schildert, wie spannend und interessant Politik sein kann. Die Vorlage von George Crile für die unglaubliche Geschichte um den texanischen Abgeordneten, der in den 80ern quasi im Alleingang der Sowjetunion einen Denkzettel verpasst, verwandelt Sorkin in eine bissige Politsatire, die unglaublich Spaß macht und den tagesaktuellen Bezug nicht vermissen lässt.

Mit Tom Hanks (Da Vinci Code, 2006) und Philip Seymour Hoffman (Capote, 2005) stehen Regisseur Mike Nichols dabei zwei hochkarätige Schauspieler zur Verfügung, die spielfreudig agieren und die famosen Dialoge im Sinne des Erfinders an den Mann bringen. Hanks ist dabei der Titelheld, ein Lebemann, der seine Finger in verschiedenen wichtigen Naschtöpfen hat ohne im großen Polithaifischbecken sonderlich wichtig zu wirken. Eloquent und selbstsicher ist dieser Charlie Wilson, der sich nur zu einem Höflichkeitsbesuch in die Krisenregion aufmacht, dann aber ob der Tatenlosigkeit der US-Regierung sich zum Handeln gezwungen sieht. So ist man erst ungläubig und geschockt wie der Protagonist selbst, wird als Zuschauer dann aber durch die Tatkraft von Charlie Wilson und seine teils merkwürdig anmutenden Methoden mitgerissen. Denn nur über Umwege kommt man zum Ziel, da ein direkter Eingriff bei der Afghanistan-Krise den Kalten Krieg rasch aufheizen würde. Als dann der unbequeme CIA-Agent Gust Avrakotos, hervorragend gespielt von Philip Seymour Hoffman, in Wilsons Büro tritt, spürt man förmlich, dass jetzt etwas Wichtiges passieren wird, dass Bewegung in eine verfahrene Situation kommt.

Mike Nichols führt dabei seine Schauspieler mit leichter Hand, die Handlungen der Protagonisten wirken frisch und natürlich, nichts wirkt aufgesetzt oder gekünstelt. Die Ironie und die Absurditäten des Politalltags und die Art und Weise wie Wilson den afghanischen Rebellen Waffen aus sowjetischen Beständen besorgt werden fesselnd geschildert, sorgen dabei beim Betrachter für eine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Und doch wird man bei diesem dialogreichen Film den einen oder andern klugen Satz verpassen, weil hier Quantität im Wort gleich Qualität bei der Umsetzung bedeutet. Selbst bei den Nebenrollen wird mit scharfzüngigen, gewitzten Aussagen nicht gegeizt. Da wirkt kein Satz überflüssig, ob nun eine Julia Roberts, Amy Adams, Emily Blunt oder Shiri Appleby in kurzen oder länger andauernden Szenen dazu beitragen die Handlung, wenn auch über kleine Umwege, voranzutreiben.

‚Der Krieg des Charlie Wilson' ist eine außerordentlich gut gelungene Politsatire um die verdeckten Operationen des US-Geheimdienstes im Afghanistan der 80er Jahre, nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen. Bei allem nötigen Ernst der Lage wird durch geschliffene, intelligente und witzige Dialoge ein wichtiges Kaptitel des Kalten Krieges unter die Lupe genommen. Das funktioniert auch deswegen so gut weil Tom Hanks und insbesondere Philip Seymour Hoffman großartige Schauspielerleistungen abliefern. So interessant und fesselnd kann Geschichte sein. Bitte mehr davon Herr Sorkin !


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.02.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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