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A Lizard in a Woman's Skin

Inhalt

Die schöne, gutsituierte Carol Hammond (Florinda Bolkan) plagen Albträume, die neben dem sexuellen Aspekt auch Gewaltphantasien beinhalten. Deswegen ist sie in psychologischer Behandlung. Als die ihr persönlich nicht bekannte Nachbarin so ermordet aufgefunden wird, wie sie es in ihrem Traum erlebt hat, ist sich Carol ihrer eigenen Unschuld aber nicht sicher. Während die Polizei ermittelt geraten auch andere Personen in Verdacht.

Kritik

Mit dem Namen Lucio Fulci verbindet man bei oberflächlicher Betrachtung nur derben Splatterhorror und Filme wie ‚The Beyond', und ‚Zombi 2' geniessen Kultstatus unter vielen Fans des Genres. Doch der 1996 verstorbene Fulci hat in seiner 32-jährigen Karriere als Regisseur viele verschiedene Filme gemacht (er bezeichnete sich selbst als "Genre-Terrorist") bevor er sich vornehmlich auf das profitable Horrorgenre konzentrierte. Sei es Komödie, Polizeithriller, Western oder Science-Fiction. Vor nichts schreckte er zurück. Auch nicht davor Trends mitzumachen. Nachdem Dario Argento mit ‚The Bird with the Crystal Plumage' dem ‚Giallo', dem Murder-Mystery-Thriller zur Popularität verhalf versuchten viele italienische Filmemacher davon zu profitieren und die Produzenten verordneten den Filmen dann auch einen verkaufsfördernden Titel mit Tiernamen. So musste Fulcis ursprünglicher Wunschtitel ‚The Cage' weichen. Sein Thriller hat aber sonst mit denen von Argento nicht viel gemein und Fulci verfällt nicht der Versuchung Argento zu kopieren. So ist der Bodycount in ‚Lizard ...' und die Art und Weise wie die Menschen umkommen zwar immer noch schockwürdig (da gab es schon bei der Kinoauswertung Probleme mit der italienischen Zensur), bei weitem aber nicht so drastisch-derb wie in seinen späteren Horrorfilmen.

Vielmehr hetzt Fulci seine Protagonistin in surrealen Bildern nicht nur körperlich sondern vor allem auch psychisch, so dass sie selbst und auch der Betrachter es schwer haben die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Ist sie schizophren oder eiskalt berechnend ? Diese dramaturgisch bedingten Verwirrungen verleihen dem Film eine ungewöhnliche Note und durch die visuellen Spielereien ist's auch optisch interessant. Wie so oft in italienischen Filmen der 70er ist es Maestro Ennio Morricone, der die packenden Bilder mit einem abwechslungsreichen Soundtrack veredelt. Schon 1964 arbeiteten Fulci und Morricone bei zwei Komödien Fulcis zusammen. Mit der aus Brasilien stammenden Bolkan, damals bereits ein bekannter Star im italienischen Kino, hatte Fulci noch nicht gearbeitet und sie wurde auch erst kurz vor Drehbeginn besetzt, da ein anderes Projekt Bolkans nicht realisiert werden konnte. Ein Jahr später drehten beide noch ‚Don't Torture a duckling'. Die Besetzung hier erweist sich als Glücksgriff meistert die dunkelhaarige Schönheit doch die Rolle der psychisch verstörten, ängstlichen Ehefrau äußerst glaubwürdig. In späteren Filmen gab sich Bolkan noch freizügiger als sie es in ‚Lizard' tut und überlässt damit die Rolle der aufreizenden lesbischen Verführerin der Schwedin Anita Strindberg, die die Nachbarin Julia Durer spielt und der freien Liebe frönt. Strindbergs Karriere fand in den 70ern vornehmlich in den italienischen Thrillern statt und sie stand u.a. für Sergio Martino, Umberto Lenzi, Duccio Tessari und Aldo Lado vor der Kamera.

Wem die Lösung des Falles anfangs schon klar zu sein scheint, dem präsentiert Fulci mehrere Personen, die durchaus ein Interesse haben könnten, Bolkans Figur Carol etwas anzuhängen. Z.B. der vom Franzosen Jean Sorel (Belle de Jour, 1967) gespielte Ehemann Frank, der es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt. Oder die Stieftochter, die eine innige Beziehung zum Vater aber nicht zu Carol hat. Selbst der Schwiegervater Franks (Leo Genn), ein politisch ambitionierter Anwalt, benimmt sich seltsam. Die ganze Dramaturgie spielt sich im hippen London während der ausklingenden 60er Jahre ab, geprägt von der unbeschwerten Einstellung zu einer befreiten, offen zelebrierten Sexualität, die im Kontrast steht zu Carols bürgerlich-gesittetem Familienumfeld. Luigi Kuveillers aufmerksames Kameraauge überträgt die Geschehnisse durch eine abwechslungsreiche Art der Bildgestaltung was dazu beiträgt ‚Lizard' zu einem spannenden, stilistisch sehenswerten Psychothriller zu machen. Abgedreht wurde der Film in 48 Tagen (Drehbeginn war der 14. September 1970) sowohl in Rom (De Paolis Studios) als auch in London (u.a. in einer der Residenzen des Herzogs von Bedford). Die gewählten Locations unterstützen dabei wunderbar die verschiedenen Stimmungen dieses nicht geradlinigen Rätselwerkes. Zeitgleich zum Italien-Start von ‚Lizard' brachte Dario Argento den zweiten Film seiner Tier-Trilogie (Cat O' Nine Tail) in die Kinos. Beide Filme waren große kommerzielle Erfolge. Publicity bekam ‚Lizard' zudem durch die Filmzensur, die dafür sorgte, dass Fulcis Film später nur gekürzt gezeigt werden konnte. Der Effekt von lebenden ausgeweideten Hunden führte die Filmemacher sogar vor Gericht auf die Anklagebank. Sie mussten nachweisen, dass keine lebenden Tiere zu Schaden gekommen sind. Effektemeister Carlo Rambaldi brachte die Hundeattrappen mehrmals in den Gerichtssaal.

DVD (Shriek Show, NTSC, Code 1)

Der Film wurde bereits schon einmal von Shriek Show veröffentlicht. Jetzt präsentiert das US-Label den Film in einer "remasterten" Version mit zusätzlichen Szenen. Die Bildqualität variiert von vorwiegend gut bis schlecht bei einigen kurzen Sequenzen (vermutlich die neu eingefügten). Wer weiß ob das Konkurrenzlabel Blue Underground da nicht etwas mehr Sorgfalt hätte walten lassen. Insgesamt ist die Qualität für einen solch alten Film aber ordentlich und man wird kaum eine andere Möglichkeit bekommen, den Film in dieser integralen Form in noch besserer Qualität zu bekommen. Das Bild liegt im 1.85:1-Format vor und wurde anamorph abgetastet. Beim Ton gibt es drei Optionen: Englisch in Mono und DD5.1 sowie italienisch (Mono) mit englischen Untertiteln. Was die Extras angeht so sind neue Featurettes vorhanden, die es auf der vorherigen DVD nicht gab. Leider wurden die alten Extras nicht übernommen. In einem englisch untertitelten Interview erzählt Fulci-Experte Paolo Albiero etwas über Fulcis Karriere und die Entstehungsgeschichte von ‚Lizard' (31 min). Er erläutert in einem zweiten Beitrag die Zensurprobleme, mit denen sich Fulci und die Produzenten auseinandersetzen mussten (6 min). Desweiteren wird die Anfangs-/Creditsequenz der italienischen Filmkopie gezeigt. Zuletzt gibt es noch eine Trailersammlung von Fulci-Filmen.

FAZIT

‚A Lizard in a Woman's Skin' ist ein unter optischen, akustischen und inhaltlichen Gesichtspunkten interessanter, fantasiereicher, sehr gelungener Psychothriller, der durch seine Wendungen bis zum Schluss spannend ist und gut unterhält. Regisseur Fulci und sein Special Effects Meister Carlo Rambaldi halten sich hier mit allzu derben Todesarten noch zurück, die in Fulcis späteren Filmen Anlass zum kollektiven Aufschrei gaben.



A Lizard in a Woman's Skin
(Una Lucertola con la pelle di donna)

Italien, Spanien, Frankreich 1971. Länge: 103 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 (DVD) Kinostart: 17.02.1971 (ITA) Budget: - Einspiel: -. Regie: Lucio Fulci. Idee: Lucio Fulci. Screenplay: Lucio Fulci. Roberto Gianviti. Ottavio Jemma. Kamera: Luigi Kuveiller. Schnitt: Giorgio Serrallonga. Musik: Ennio Morricone. Darsteller: Florinda Bolkan, Stanley Baker, Jean Sorel, Silvia Monti, Ely Galleani, George Rigaud, Anita Strindberg, Leo Genn.

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Markus Klingbeil. 11.11.2008
Bilder (c) Universe.
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