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2014

Bilder © StudioCanal
** Hüter der Erinnerung - The Giver
phillip noyce


Einem jungen Mann wird eine besondere Aufgabe zugeteilt. Er soll das lernen und verinnerlichen, was alle anderen der Gesellschaft nicht mehr wissen, nicht mehr spüren sollen. Quasi das Backup für Notfälle werden. Doch der alte Lehrmeister und sein neuer Schüler arbeiten nicht nach Lehrplan.

Fantasy mit düsteren Zukunftsaussichten, mit Gesellschaftsformen, bei denen die Mehrheit einem Zwang unterworfen ist und von wenigen Auserwählten beherrscht wird findet sich immer häufiger auch im Kino der letzten Jahre. Die Filmindustrie hat es dabei auf junge Erwachsene abgesehen und ködert sie für einen Kinobesuch mit jungen weiblichen und männlichen Helden, die eigenständig denken und aus ihrem verordneten Lebenslauf ausbrechen. Romane wie die „Hunger-Games“- und „Divergent“-Reihe, 2008 bzw. 2011 veröffentlicht, wurden schon erfolgreich verfilmt. Viel länger hat der schon 1993 von der Autorin Lois Lowry veröffentlichte Sci-fi-Roman „The Giver“ bis zur Leinwandadaption gebraucht. Bei 10 Mio. verkauften Ausgaben verwunderlich aber mehrere Versuche dazu gab es bereits. Jeff Bridges (The Big Lebowski), der im Film die Rolle des Lehrmeisters, des alten Hüters der Erinnerung spielt, hatte schon damals seinen Willen bekundet aus dem Buch einen Film zu machen (sein Vater Lloyd war für die Hüter-Rolle vorgesehen). Doch während der vielen Jahre wurde nicht der Durchbruch geschafft wie man eine teilweise in schwarz-weiß gehaltene Geschichte um einen Teenager in einer dystopischen Gesellschaft richtig umsetzen könnte. Die geschäftstüchtigen Weinstein-Brüder glaubten nach dem Erfolg des ersten „Hunger Games – Die Tribute von Panem“-Films schließlich an die Vermarktungsfähigkeit von „The Giver“ und so gibt es also jetzt nach 20 Jahren den Film zum Buch. Leider zu spät, denn wer die anderen, weitaus höher budgetierten, spektakuläreren Genreverfilmungen der letzten Zeit gesehen hat, der wird es schwer haben etwas neues vom „Hüter der Erinnerung“ zu ziehen und die Logikschwächen zu verschmerzen.

Die Hauptrolle spielt diesmal keine junge Frau sondern Brenton Thwaites (Maleficent – Die dunkle Fee), der mit seiner Familie (mit Katie Holmes als Mutter) in einer abgeschotteten Stadt und nach klaren Regeln lebt. Alles ist auf Harmonie gepolt, über die tägliche Medikamentendosis wird jeder Mensch ruhig gehalten, kontrolliert. Emotionen werden dadurch erst gar nicht zum Thema. Kein Krieg, kein Hass, so will es die Chefin des Ältestenrates (gespielt von der 3-fachen Oscargewinnerin Meryl Streep). Jeder Heranwachsende bekommt seine Aufgabe für das weitere Leben zugeteilt. Ein tristes Leben, dass durch die Farbgebung (schwarz-weiß) unterstrichen wird. Der 16 Jahre alte Jonas (Thwaites) erkennt das bald und bringt eine Farbperspektive in die Geschichte, denn als Auserwählter für die Nachfolge des Hüters der Erinnerung (Bridges) ist er sehr empfänglich für die Erinnerungsübertragung von positiven als auch negativen Gefühlen, von Erlebnissen des Lehrmeisters, die ihn geprägt haben. Die Frage, die sich unser junger Held natürlich stellt ist die nach dem Sinn der künstlichen Unterdrückung der Emotionen, weil dadurch nicht nur negative sondern auch positive Gefühle keinen Platz haben. Der Rebell in ihm macht sich frei. Insbesondere weil er als Neu-Wissender, der sich heimlich der Medikamentendosis verweigert, auch zu seiner Schulkameradin Fiona (Odeya Rush, Das wundersame Leben von Timothy Green) hingezogen fühlt, die Liebe in ihm erwacht. Leider ist dieser Entwicklungsprozess alles andere als spannend, die Inszenierung wirkt seltsam altmodisch und bieder (nicht nur wegen der Farbgebung). Und wie Jonas als Gejagter mit einem Baby im Arm die Stadtmauern durchbricht und in unbekanntes Territorium vordringt hat dann wieder einen unfreiwillig komischen Ansatz.

Schwaches Kapitel in der nicht enden wollenden Reihe an Sci-fi-Literatur- verfilmungen für junge Erwachsene.

Text © Markus Klingbeil
21.09.2014

Hüter der Erinnerung
(The Giver)


USA 2014. Farbe, s/w. Originalsprache: Englisch. Länge: 97 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.08.2014 (USA) 02.10.2014 (D). Budget: 30 Mio. USD Regie: Phillip Noyce. Drehbuch: Michael Mitnick, Robert B. Weide. Romanvorlage: Lois Lowry. Kamera: Ross Emery. Schnitt: Barry Alexander Brown. Musik: Marco Beltrami. Darsteller: Brenton Thwaites, Jeff Bridges, Meryl Streep, Alexander Skarsgård, Katie Holmes, Odeya Rush, Cameron Monaghan, Taylor Swift, Emma Tremblay.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih