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2007
Bilder © Sony
**** Hostel 2
eli roth


Beth, Whitney und Lorna, drei junge amerikanische Frauen sind auf Europa-Tour. In Rom genießen sie das schöne Wetter und die Kultur, die die Stadt zu bieten hat, da machen sie die Bekanntschaft von Axelle, einer schlanken Brunetten mit Modelmaßen. Axelle erzählt den Mädchen begeistert von einem Wellness-Ort in der Slowakei und diese lassen sich nicht schwer überzeugen. In einem Ort nahe Bratislava kommt man in einer Jugendherberge unter - DER Jugendherberge wo einst schon drei amerikanischen Backpacker ihr Verderben fanden. Dass der Ort, bei dem man selbst vor Kinder-Attacken nicht sicher ist, nichts Gutes verheißt merken die ahnungslosen US-Mädels allerdings (zu) spät ...

Nach dem Erfolg des günstig produzierten Hostel (2005) ist es nicht verwunderlich, dass wie auch bei SAW (2004) gesehen eine Fortsetzung folgen musste. Und Regisseur Eli Roth hat dabei auch weiterhin die Unterstützung von Quentin Tarantino, der dann auch den "präsentiert"-Credit zu Beginn des Films erhält. Zuschauer, die mit dem ersten Teil vertraut sind werden im zweiten Teil mehrere Referenzen auf den Vorgänger finden, die durchaus amüsant (Pulp-Fiction im TV !) aber auch problematisch sind, da man einiges erahnen kann, was da gestalterisch auf einen zukommt. Dies gilt zumindest für die erste Hälfte von Hostel 2. Roth lässt aber auch dem Neueinsteiger in die Horror-Reihe durch Rückblenden und dem kurzen Auftritt von Paxton (Jay Fernandez), dem Überlebenden des ersten Euro-Trips, die Möglichkeit schnell mit der menschenverachtenden Freizeitbeschäftigung reicher Kunden vertraut zu werden.

Denn schon die Anfangssequenzen zeigen das bisher verschwiegene Ausmaß dieser perfekt organisierten Menschenjagd, bei der die Opfer meistbietend versteigert werden. Da werden in der Folge selbst das Internet, Fax, Handy und Pager zu perfiden Vorboten des Todes. Roth wiedersteht der Versuchung eines bloßen Aufgusses seines Horrorstreifens bei dem er nur einige Personen austauscht und die Anzahl und Deutlichkeit von Folter- bzw. Sexszenen steigert (Sex kommt im Vergleich zum Original praktisch gar nicht vor!). Stattdessen wird der Fokus diesmal auf die Hintermänner der Organisation als auch auf die Kunden gelenkt. Dies am Beispiel zweier amerikanischer Geschäftsleute, die sich "manns genug fühlen" sich der makaberen Herausforderung zu stellen, einem Menschen das Leben zu nehmen. Dabei handelt es sich nicht um primitive Großmäuler sondern um in ihrem Beruf angesehene Personen, wobei einer der beiden sogar Familienvater ist und damit auch Schwachpunkte offen legt, die ihn angreifbar und zögerlich machen.

Damit schafft Roth es wiederum dem vorausschauendem Zuschauer durch eine unwägbare Variable auf einen Schlingerkurs abseits bekannter Horror-Pfade zu locken. Die Frage ist dabei nicht nur wie sehr man sich von Freunden beeinflussen lässt um Dinge zu tun, die einem eigentlich widerstreben sondern wie sehr man sich der Versuchung entziehen kann, einmal ohne scheinbare Konsequenzen, Gott zu spielen, über Leben und Tod zu richten. Die Hintergrundgeschichte der drei potentiellen Opfer kommt dabei allerdings zu kurz, so dass deren Charaktere nur oberflächlich skizziert werden. Ausreichend genug um die Schablonen im Horrorfilm zu bedienen: Da gibt es die sexuelle unerfahrene, sich bieder gebende Lorna (Heather Matarazzo), die beginnt, ermutigt von ihren Begleiterinnen, eine bis dato unbekannte Lockerheit zu entdecken. Dem Gegenüber steht die auf sexuelle Abenteuer nicht ablehnend reagierende, sich ihrer Wirkung auf die Männer sehr wohl bewusste Whitney (Bijou Phillips).

Das gute Gewissen, die Vernünftige hingegen ist Beth (Lauren German), die sich außerdem durch den Trip ihre Unabhängigkeit vom Vater beweisen will. Wer von den dreien am längsten durchhält ist wohl die uninteressanteste Frage weil die offensichtliche Antwort folgen würde. Die Frage muss eher lauten, wie durch Unbekümmertheit und Dummheit entstandene Situationen zur folgenschweren Bestrafungen führen. Denn dass Roth ein blutleeres Follow-Up serviert ist genauso undenkbar wie eine von Dario Argento inszenierte Screwball-Komödie. Was die Gewaltszenen angeht, so erfährt die Inszenierung des Todes auf Bestellung eine bizarre, ja regelrecht künstlerisch-perverse Ausrichtung die sogar Züge von Vampirismus aufweist. Doch auch die grobschlächtige Bedienung von abgenutzten und verrosteten Gegenständen aus dem Heimwerkerkasten finden eine Anwendung, die vom Hersteller so nicht vorgesehen war.

Dass diese Gewaltdarstellung beim Gremium der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) keine Fürsprecher fand verwundert nicht, resultiert aber nun darin, dass auf deutschen Kinoleinwänden eine entschärfte Fassung für Zuschauer über 18 Jahren freigegeben wurde. Leider sind diese Eingriffe bemerkbar auch wenn sie den Film nicht komplett ruinieren, wie es manche Kritiken bemerken. Ärgerlich ist Zensur aber ohne Frage und damit beginnt das Warten auf die amerikanische ‚unrated'-DVD. Die könnte schneller kommen als erwartet, sind doch durch Pannen bedingt (Arbeitskopie gestohlen und im Internet verbreitet, teure Blockbuster-Filme verdrängen kleinere Genre-Filme) der kommerzielle Erfolg von Hostel 2 gefährdet. Denn startete der erste Teil in den USA noch im Wintermonat Januar so legte man den Starttermin für die Fortsetzung unverständlicherweise auf den Sommermonat Juni.

Hostel 2 führt die bekannte Horrorjagd auf Menschen nahtlos fort und ist deswegen für Genrefans lohnenswert, da Regisseur Roth diesmal ausführlich die Täterseite beleuchtet und damit das Puzzle um fehlende Teile ergänzt. Der Film schockt zwar nicht mehr ganz so wie sein Vorgänger, da ja auch in der Fortsetzung das Grundmuster dasselbe ist, ist aber im Gegensatz zu der stupiden Aneinanderreihung von Folterszenen in SAW 2 und SAW 3 selbst in der geschnittenen Fassung noch ausreichend spannend. Man mag Eli Roths Horror-Doppel mögen oder nicht - der nächste Urlaub in Osteuropa ist erst mal gestrichen!

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 09.07.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih