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2010
Bilder © Momentum Pictures
*** Hobo with a Shotgun
jason eisener


Ein Obdachloser versucht sein Glück in Hope Town, ist aber schnell angewidert von der Gesetzlosigkeit, den brutalen Sitten, die auf der Straße herrschen. Er beschließt etwas dagegen zu unternehmen, kommt dabei aber dem sadistischen Drake und seinen Söhnen in die Quere.

Es war einmal ein junger Filmemacher, der drehte in seinem Heimatland Kanada mit seinen Kumpels Kurzfilme für ein paar Dollar. Als es nun 2007 anlässlich des "Grindhouse"-Doublefeatures von Tarantino/Rodriguez einen Kurzfilmwettbewerb zum Thema Exploitation gab zögerte der Filmmacher nicht lange. Das hatte Konsequenzen. Einige Jahre später wurde aus dem Kurzfilm das Langfilmdebüt und 2011 beim renommierten Sundance-Festival bejubelt. Jason Eisener heißt der Knabe, der mit 3 Mio. Dollar und 24 Drehtagen ausgestattet seinen blutige Traum verwirklichen konnte: Eine durchgeknallte, knallbunte, brutale Rächerstory "Hobo with a Shotgun". Die Titelfigur, ein vom Leben nicht gut behandelter Obdachloser mit mächtig Wut im Bauch, spielt der 66-jährige Niederländer Rutger Hauer, früher auch mal als Gegenspieler von Harrison Ford und als Highwaykiller unterwegs.

Als Hobo hat Hauer zunächst nur ein Ziel. Geld zu verdienen, einen Rasenmäher kaufen und damit ein Dienstleistungsunternehmen zu schaffen. Wie sehr ihm daran gelegen ist die 49.99 Dollar Startkapital zusammenzukratzen ohne kriminell zu werden zeigt er uns bald indem er gegen Bezahlung Glasscherben zerkaut während er dabei gefilmt wird. Ja, Eiseners hier gezeigte Welt ist übelste Slumgegend, steckt voller Psychopathen, Gewalttäter und perverser, kranker Typen aller Couleur für die nur das Gesetz des Stärkeren gilt. Und die Mehrheit der Bevölkerung nimmt das hin. So findet Hobo auch keine Hilfe bei der Polizei, die vom Paten der Stadt, Drake (Brian Downey, Snow Angels), geschmiert wurde. Öffentliche Hinrichtungen bei denen er selbst Verwandtschaft nicht verschont gehören zur allgemeinen Belustigung von Drake, dessen marktschreierische Attitüde ihn als Ersatz für Michael Buffers Ringansagen qualifizieren würde - let's get ready to kill, people. Unterstützung erhält er dabei von den Sprösslingen Slick und Ivan (Gregory Smith, Nick Bateman), die Vaters Sadismus noch übertreffen wollen und mit dem Hobo ein willkommenes Folterobjekt begrüßen. Der Jagdinstinkt ist geweckt.

Eine Parodie auf die Exploitationfilme der 70er-Jahre wollte Eisener nicht machen, so lässt er seine Protagonisten dann auch ernst spielen, allerdings auf einem in Gestik, Mimik und Sprache überzogenen Level, das in Kombination mit schrägen Kameraeinstellungen und Kamerabewegungen und einer schrillen Technicolor-Bonbonoptik zuweilen auf die Nerven geht. Dazu kommen noch zermatschte Köpfe/Körper und eine Vielzahl an schmerzvollen Splattereinlagen, die hier großzügig weitere rote Farbklekse auf der Leinwand verteilen. Eiseners Art der Inszenierung ist schon gewöhnungsbedürftig. Es ist dann eben jener alter Haudegen Rutger Hauer, der dieses B-Movie vor dem Absaufen in monotone Blutspritzereien rettet, denn auch wenn er sich mit üblen Dialogen und so manchem gelungenen One-Liner rumschlagen muss ist Hauers starke Leinwandpräsenz als ungeliebter Retter mit der Shotgun im Anschlag nicht von der Hand zu weisen. Dieser Vigilante aus der Gosse, dieses Ein-Mann-Säuberungskommando hat abgesehen vom Abschaum der Straße noch eine zusätzliche Motivation für seine politisch unkorrekten Taten. Die kommt in Gestalt von Abby (Molly Dunsworth), eine junge alleinstehende Frau, die als Prostituierte ihren Körper auf der Straße anbietet und als einzige Sympathien für den alten Mann empfindet.

DVD (Momentum, PAL, RC2, 83 min)

Das Bildformat des Films auf der UK-Disc ist 2.40:1 (anamorph). Die Tonabmischung liegt in DD5.1 Englisch vor. Untertitel sind optional in englischer Sprache verfügbar. Als Extras gibt es ein informatives, ausführliches Making of, das verschiedene Aspekte der Filmentstehung beleuchtet und den Regisseur als ganz netten Kerl mit einer großen Portion Enthusiasmus zeigt (45:16 min; 16:9). Außerdem gibt es noch das alternative Ende, deleted scenes (5:55 min) und den Trailer zu begutachten. In zwei Audiokommentaren kann man weitere Antworten auf ungestellte Fragen erhalten (AK1 mit Jason Eisener u. Rutger Hauer / AK2 mit Jason Eisener, John Davies, Rob Cotterill, David Brunt).

Diese Hommage ans Bad-Taste-Grindhousekino ist in mehrfacher Hinsicht so dermaßen überzogen inszeniert und mit gewalttätigen, blutrünstigen Szenen gespickt wie man Trashkino schon lange nicht mehr gesehen hat. Das ist trotz kurzer Laufzeit und Interesse am Genre kein einfacher Gang. Wie sich Rutger Hauer aber gegen diese Brut an Sadisten aufbäumt hat schon was.


Text © Markus Klingbeil
14.08.2011

Hobo with a Shotgun

(Hobo with a Shotgun )

Kanada 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 83 min Bildverhältnis: 2.40:1 Kinostart: 06.05.2011 (USA). Budget: 3 Mio. USD Einspiel: - Regie: Jason Eisener. Story: Jason Eisener, John Davies, Rob Cotterill Screenplay: John Davies Kamera: Karim Hussain. Schnitt: Jason Eisener. Musik: Adam Burke, Darius Holbert, Russ Howard III. Darsteller: Rutger Hauer, Brian Downey, Gregory Smith, Nick Bateman, Molly Dunsworth, Jeremy Akerman, Mark A. Owen
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih