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2009
Bilder © Universum Film GmbH
*** Halleluja
- Zwei Brüder wie Himmel und Hölle

roger delattre


Mario, gerade erst aus dem Knast entlassen, muss sich vor seinen beiden Kumpanen verstecken, die noch auf ihren Anteil an der Beute vom letzten Coup warten. Dank seines Bruders Patrick, ein Pfarrer, findet Mario Unterschlupf und Arbeit in einem abgelegenen Kaff der Ardèche wo der Bus nur einmal täglich fährt und kaum ein Einwohner ein Auto besitzt. Dort wird er mit offen Armen empfangen ...

Der Franzose Luc Besson ist bekannt für Mainstreamkino, das auch international sein Publikum findet. Als Regisseur hat er Hits wie "Leon - Der Profi" oder "Das fünfte Element" gedreht. Wohl weniger bekannt ist, dass Besson als Produzent stets darum bemüht ist noch unbekannte Talente zu fördern und loyalen Mitarbeitern seiner Filme eine Chance zu geben selbst einmal auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Roger Delattre ist zwar kein junger Hüpfer mehr arbeitet aber seit vielen Jahren bei Besson-Produktionen als Regieassistent und hat sich dabei wohl gut angestellt, so dass "Le Missionnaire" (O-Titel) nach zwei Kurzfilmen jetzt das Kinofilmdebüt ist. Eine Komödie, die wohlgemerkt auf Actionszenen verzichtet.

Es geht um zwei Brüder, die unterschiedliche Lebenspfade eingeschlagen haben. Der eine wurde Pfarrer, der andere zum Kriminellen. Ein Berufstausch ist das was uns erwartet und natürlich für einige komische Situationen sorgt, denn Gewohnheiten sind nicht so einfach abzulegen wie eine Soutane. Für Mario, der gerade seine siebenjährige Knaststrafe abgesessen hat und sein Köpfchen gern mal dazu benutzt um Gegner auf den Boden zu zwingen, ist es ungewohnt statt dem Pornomagazin die Kirchenzeitung zu kaufen, Polizisten die Hände zum Schütteln hinzustrecken ohne dass die Handschellen klicken sowie das Fluchen einzustellen. Kleider machen Leute und als Kuttenträger wird er mit Erwartungen und Hoffnungen einer ganzen Gemeinde konfrontiert. Sich im Hintergrund halten wie geplant geht nicht, denn der eigentliche Pfarrer ist tags zuvor eines natürlichen Todes gestorben.

Es sind nicht gerade die Brüller-Gags, die das Drehbuch anbietet und überraschende Situationen finden sich im Film im Grunde auch nicht. Tätigkeiten wie die Messe lesen und die Beichte abnehmen sind natürlich etwas schwieriger für einen Amateur und Hochstapler zu bewältigen als für den geweihten Profi, doch stattdessen kann der Knastbruder seine Lebenserfahrung in die Waagschale werfen und steht dem gemeinen Bürger damit umso näher als es jeder Gottesmann könnte. Und mit der Kraft der Faust lassen sich auch die Unbelehrbaren überzeugen. Dass der Film durch seine wenig originelle Grundidee nicht langweilt ist vor allem Jean-Marie Bigard zu verdanken, der die Rolle des Knackis mit weichem Herz souverän-sympathisch und ohne Kaspereien spielt. Komödiant Bigard ist hier nach neun Jahren erstmalig wieder in einer Hauptrolle in einem Kinofilm zu sehen und war zudem am Drehbuch beteiligt.

Sein Kollege Doudi Strajmayster hingegen wirkt (in seiner ersten Spielfilmhauptrolle überhaupt) als Pfarrer, der unfreiwillig in die Welt des Gangsterbruders eintaucht, wie die schlechte Kopie eines hyperaktiven, grimassenschneidenden Roberto Benigni. Amüsanter sind da die doof-netten, trinkfreudigen Dorfgendarmen unter der Leitung von Jean Dell (er spielte den Justizminister im 2006er-Remake von "Der rosarote Panther"), die in dieser friedlichen Umgebung absolut nichts zu tun haben. Beim französischen Publikum und Kritikern kam allerdings nicht so recht Begeisterung auf und so flog der Film nach drei Wochen und kaum mehr als 200.000 verkauften Kinotickets aus dem Spielplan. Regisseur Delattre arbeitet weiter als Produktionsassistent für Besson und Europa Corp., Bigard und Strajmayster drehen wieder fürs Fernsehen.

DVD (Universum, RC2, PAL, 85 min)

Der Film wird mit ordentlichem Bild und Ton (2.35:1/16:9 sowie DD5.1 in deutscher und französische Sprache mit optionalen dt. UT) präsentiert. Als Bonusmaterial liegt vor: ein Standard-Making of (4:3 Letterbox, frz. mit dt. Untertiteln; 26:30 min), der Trailer in deutsch (16:9-Format) und eine Trailershow (Der kleine Nick, Arthur und die Minimoys 3, Adèle und das Geheimnis des Pharaos, Serengeti; 16:9-Format).

Knackis mit Lebenserfahrung sind die besseren Pfarrer und können selbst Muslime und Juden versöhnen. Zu sehen in dieser ordentlich unterhaltenden aber etwas zu zahmen Komödie ohne Starpower aus der Schmiede von Luc Besson.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.04.2011

Halleluja - Zwei Brüder wie Himmel und Hölle

(Le missionnaire)

F 2009. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 85 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 29.04.2009 (F) 29.04.11 (DVD-Kaufstart, D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Roger Delattre. Idee: Philippe Giangreco. Screenplay: Jean-Marie Bigard, Philippe Giangreco. Dialoge: Frédéric Proust, Jean-Marie Bigard, Philippe Giangreco Kamera: Thierry Arbogast. Schnitt: Yves Beloniak, Julien Rey. Musik: Alexandre Azaria. Darsteller: Jean-Marie Bigard, David Strajmayster, Thiam Aïssatou, Jean Dell, Michel Chesneau, Benjamin Feitelson, Jean-Gilles Barbier, Sidney Wernicke.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih