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2010
Bilder © Universum Film
*** From Paris with Love
pierre morel


James Reese (Jonatan Rhys-Meyers) ist für die Öffentlichkeit der persönliche Assistent des US-Botschafters in Paris und nur eingeweihte Kreise wissen, dass er außerdem ein Geheimagent ist, der ab und zu kleine Aufträge erledigen muss. Als temporärer Partner von Charlie Wax (John Travolta) erhält er nun die langersehnte Chance sich bei einem gefährlichen Auftrag zu beweisen.

Pierre Morel hat letztes Jahr mit seinem knallharten Actionreißer "96 Hours" einen Überraschungshit gelandet. Freunde des französischen Actionkinos werden den Regisseur aber bereits von seinem Debütfilm "Banlieue 13" (dt. DVD-Titel: Ghetto Gangz - Die Hölle von Paris) kennen. Beide Filme entstanden unter der Ägide von Luc Besson, der selbst als Regisseur in diesem Genre geglänzt hat (z.B. Léon der Profi) und seit vielen Jahren als Produzent und Drehbuchautor dafür sorgt, dass Talente (wie auch Louis Leterrier für Danny the Dog) ihre Chance bekommen.

Morels Karriere im Filmgeschäft begann 1992 als Kameramann bei einem Kurzfilm und wurde in den Folgejahren stetig von Luc Besson gefördert. Der verschaffte ihm auch größere Aufgaben bei eigenen Regiearbeiten und einer Vielzahl von ihm produzierter Filme (u.a. The Transporter, Danny the Dog oder War). Das Buddy-Movie "From Paris with Love" ist Morels dritte Regiearbeit. Besson, der sich die Story ausdachte, gewann für sein Projekt mit Hollywoodstar John Travolta (Old Dogs - Daddy oder Deal) wieder einen bekannten Darsteller, der mit dazu beitragen soll, ein weltweites Publikum zum Kauf eines Kinotickets zu bewegen. Außerdem wirken mit: Jonathan Rhys Meyers (Der Klang des Herzens, The Tudors) und Kasia Smutniak (Goal! 3).

Wer allerdings einen ähnlich furiosen Streifen wie "96 Hours" erwartet, der wird zwar wieder eine Menge Action, Ballereien und auch Verfolgungsjagden durch Paris vorgesetzt bekommen, sich aber mit Versatzstücken der Buddykomödie abfinden müssen. Neu ist das nicht. Das Muster ist altbekannt, denn wie so oft muss der Meister dem Lehrling beibringen wie das kompromisslose (Agenten-)Geschäft in freier Wildbahn aussieht. Travolta übernimmt dabei den Part des amerikanischen Kotzbrockens, der erst beim Zoll und im Restaurant rumpöbelt, kurz darauf Leichenberge seiner Gegner aufhäuft. Ein Schock für den frisch verlobten Junior-Agenten Rhys Meyers.

Was Oldtimer Wax Rookie Reese voraus hat ist Instinkt, denn langwierige Fragestunden oder psychologische Kriegsführung stehen nicht auf dem Lehrplan. Shoot first, ask questions later. Da folgt Travoltas Agent den Spuren von Liam Neeson, der als Ein-Mann-Armee in "96 Hours" so ziemlich jedem Gangster in Frankreichs Hauptstadt eine Kugel verpasst hat. Im Gegensatz zu Neesons Auftritt sind Travoltas Kampfeinlagen aber weniger überzeugend, denn man nimmt dem körperfülligen Amerikaner, der einst mit seinen Tanzschritten in "Saturday Night Fever" (1977) die Mädchen verzückte, hier gezeigte akrobatische Einlagen (z.B. über den Dächern von Paris) nie ab.

Die Figur des erfahrenen, Vorschriften ignorierenden Charlie Wax wirkt seit dem Augenblick in dem wir ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen wie ein Mann, in dem ein großes nicht zu bändigendes Kind steckt. Quasi eine Karikatur mit maskenhafter Visage, Glatze, Ohrring, streng geschnittenen Bartkanten und Lederjacke, die sich optisch unverkennbar zum Anzug- und Schlipsträger Reese abgrenzt und durch ein Over-the-top-Verhalten noch eins draufsetzt. Vieles in der Geschichte ist unsinnig und dient dem reinen Selbstzweck, nämlich sich von Schusswaffenduellen zu sonstigen tödlichen Konfrontation zu hangeln. Realistisch war das an vielen Stellen in Morels Vorgängerfilm auch nicht, doch zog er seine Rachestory mit grimmiger Besessenheit durch, die anders als hier den Film immer in Bewegung hielt.

Actionfilme mit Komödieneinschlag gibt es viele und wenn sich zwei unterschiedliche Typen zusammenraufen müssen um ein gemeinsames Ziel zu erreichen dann ist die Besetzung der Schlüsselrollen das Wichtigste. Wenn die Chemie stimmt, dann lassen sich logische Ungereimtheiten leichter verschmerzen. Travolta und Rhys Meyers sind zwar kein schlechtes, Langeweile versprühendes Duo, doch richtig überzeugen können sie nicht. Insbesondere Travolta bei seinem ersten Auftritt in einer französischen Produktion wirkt müde, was auch seine Bodydoubles nicht kaschieren können. Mit 55 Jahren sollte er die Rolle des Actionhelden anderen überlassen.

Der Filmtitel "From Paris with Love" kommt im übrigen nicht von ungefähr. Er ist angelehnt an den Connery-Bond-Film "Liebesgrüße aus Moskau", der im Original den Titel "From Russia with Love" trägt. Das nutzte aber nichts. Die erhoffte Wiederholung des Erfolges vom letzten Jahre blieb jedenfalls an den amerikanischen Kinokassen aus. Doppelt so teuer wie "96 Hours" spielte "From Paris with Love" am ersten Wochenende mit 8,2 Mio. US-Dollar nur ein Drittel der Einnahmen des Liam-Neeson-Actioners ein. In Frankreich läuft der Film am 17.2.2010 an. Pierre Morel arbeitet bereits an seinem nächsten Projekt: Der Neuverfilmung von "Der Wüstenplanet".

Leider bleibt das Duo Morel/Besson mit "From Paris with Love" etwas unter den Erwartungen. Was sie liefern ist eine routiniert inszenierte Actionkomödie mit so manchen Drehbuchschwächen, zu überdrehten Einfällen (Panzerfaust!) und dem etwas verkrampften Bemühen witzig zu sein. Noch passabel aber mehr Spaß machen die "Transporter"-Filme mit Jason Statham.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 17.02.2010

From Paris with Love

F 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch, Französich, Russisch, Deutsch. Länge: 92 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.02.2010 (USA) 25.03.2010 (D). Budget: 52 Mio. USD Einspiel: 17.9 Mio. USD (USA) Regie: Pierre Morel. Buch: Luc Besson. Screenplay: Adi Hasak. Kamera: Michel Abramowicz. Schnitt: Frédéric Thoraval. Musik: David Buckley. Darsteller: John Travolta, Jonathan Rhys Meyers, Kasia Smutniak, Richard Durden, Yin Bing, Amber Rose Revah, .

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