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2012
Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
** Frisch gepresst
christine hartmann


Eine junge Single-Frau, beruflich selbständig aber verschuldet, trifft innerhalb kürzester Zeit auf zwei völlig verschiedene Männer. Den einen kennt sie von früher, der ist reich und oberflächlich, der andere ein Anwalt, nicht so reich, aber mit Sozialkompetenz. Mit beiden springt sie nacheinander ins Bett – mit lebensverändernden Konsequenzen.

Romane, die sich gut verkaufen sind potentielle Vorlagen für Zweitverwertungen für Film und Fernsehen (ok ... zwischendrin kommt heutzutage noch das Hörbuch). Das ist nichts neues, auch nicht, dass dabei ab und zu mal in der deutschen Literatur gewildert wird. Die Autorin, die nur zu gerne ihren Roman zur filmischen Verwurstung freigegeben hat, heißt Susanne Fröhlich, ist ein bekanntes Fernsehgesicht (Hessischer Rundfunk) und Wiederholungstäterin. Nicht nur was das Schreiben von Romanen/Ratgebern betrifft. Da kommen schon fast ein ganzes Dutzend zusammen. 2006 wurde „Moppel-Ich“ mit Christine Neubauer in der Titelrolle für das ZDF-Programm verfilmt und war ein großer Hit (8.2 Millionen Zuschauer). Nun will man also erst über den Umweg Kino gehen bevor man sein seichtes Unterhaltungsprogramm über dem TV-Zuschauer auskippt. Aggressiv geworben wird jedenfalls, die Großstädte und Bahnhaltestellen sind voll von den Filmplakaten, die penetrant daran erinnern, dass ein Bestseller verfilmt wurde. Kein Wunder steckt mit den Walt Disney Studios doch ein großer Verleih dahinter. Dass das Resultat aber selbst als TV-Film wenig taugt steht da allerdings nicht.

Die banale oft erzählte Geschichte um die Schwangerschaft einer Frau, die Kinder eigentlich Scheiße findet und ihr eigenes Leben nicht in den Griff bekommt krankt nicht nur an mangelndem Witz sondern auch an unterirdischen Dialogen, vorgetragen von Darstellern, die entweder nicht besser spielen können oder wollen. Jung und Alt sollen bei dieser Geschichte unterhalten werden, so die Vorgabe der renommierten Filmproduzentin Regina Ziegler. Am Ende gehen alle leer aus. Da nützen auch zahlreiche Gastauftritte von Prominenten nichts, die entweder immer mal wieder zum Scheibenwischen vorbeikommen (Comedian Oliver Pocher), nur kurz durchs Bild huschen oder auf einem Stuhl sitzen wie ein Boxer namens Axel mit Reklamekappe oder Frau Fröhlich höchstpersönlich. Ein blasser Tom Wlaschiha (Krabat) spielt den Chris, der ein guter Anwalt mit Hang zu sozialen Härtfällen ist. Eine ziemlich langweilige Figur. Mann #2 ist der Playboy-Typ, der die ungewollte Schwangerschaft gerne finanziell unterstützt. Er hat ja das nötige Kleingeld. Eine Klischeefigur, die sich hier Gregor nennt und gespielt wird von Alexander Beyer (Good Bye, Lenin!).

Und die Frau mit dem heranwachsenden Kind im Bauch, wir nennen sie Andrea, weckt mit ihrer hektisch-konfusen-Art auch keine Sympathien. So wie sie Diana Amft (Mädchen, Mädchen!) spielt ist sie einem völlig egal, geht eher in Richtung öde Nervtöterin als gewitzte Charmeprinzessin. Ausstrahlung hat sie jedenfalls keine und das Castingteam hatte wohl nicht den besten Riecher um diese und so einige andere Rollen (ganz schlimm: Sunnyi Melles als Andreas Mutter) in diesem Werk zu besetzen. Immerhin bringt Sylvester Groth als loyaler alteingesessener Mitarbeiter Helgo bei seinen Szenen in Andreas Dessousladen etwas Schwung in die langatmig und vorhersehbar abgespulte Handlung. Gleichzeitig tut einem der Mann leid, dass er in so eine qualitativ unterdurchschnittliche Klamotte geraten ist. Regisseurin Christine Hartmann, die am Drehbuch mitgearbeitet hat, ist seit 1997 beim Fernsehen beschäftigt (Drehbücher, Regie u.a. bei diversen Krimiserien wie Tatort, Polizeiruf 110). Ihre erste Regiearbeit fürs Kino war 2010 die Kinderverfilmung von „Hanni & Nanni“, die knapp 870.000 Zuschauer sehen wollten.

Für einen Gang ins Kino lohnt der Film definitiv nicht. Wenn er dann demnächst im TV läuft – wo er auch hingehört – hat man zudem den Vorteil blitzschnell auf einen anderen Sender umzuschalten, wenn man sich nicht länger quälen will. Diesen Service bietet das Kino noch nicht.


Text © Markus Klingbeil
28.08.2012

Frisch gepresst
D 2012. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: n/a Bildverhältnis: n/a Kinostart: 23.08.2012 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Christine Hartmann. Drehbuch: Dirk Ahner. Romanvorlage: Susanne Fröhlich Kamera: Alexander Fischerkoesen. Schnitt: Horst Reiter. Musik: Fabian Römer. Darsteller: Diana Amft; Tom Wlaschiha; Alexander Beyer; Jule Ronstedt; Sylvester Groth; Sunnyi Melles; Yasmina Filali; Susanne Fröhlich; Oliver Pocher.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih