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2005
Bilder © Filmverleih
*** Fissures
alanté kavaïté


Nach dem gewaltsamen Tode der Mutter begibt sich Charlotte (Emilie Dequenne) auf Spurensuche um mehr über die Umstände des Verbrechens zu erfahren. Sie zieht in das in einem kleinen Dorf gelegene baufällige Haus der Mutter ein, jenem Haus in dem der Mord geschehen ist. Charlotte, die keine enge Beziehung zu ihrer Mutter hatte, kehrt damit dorthin zurück wo sie aufgewachsen ist.

Eine Familie, die keine mehr ist, sich nahestehende Personen, die sich entfremdet haben und Ereignisse, die die Menschen vorübergehend wieder zusammen bringen sind interessante Themen, die einen spannenden Filmstoff abgeben können. Die aus Litauen stammende Regisseurin Alanté Kavaïté hat sich für ihr Debut nicht nur auf diese Zutaten verlassen sondern gibt ihrer Geschichte durch Zufügen eines fantastischen Elementes eine neue, interessante Richtung.

Charlotte, die Protagonistin, arbeitet als Tonassistentin beim Dokumentarfilm und hat ein besonderes Gespür für die Wahrnehmung von Geräuschen, die sie durch Nutzung ihrer Ausrüstung auch für andere hörbar aufzeichnen kann. Nachdem sie also das alte Gemäuer nicht nur optisch sondern auch tontechnisch untersucht werden Geräusche hörbar und sie vernimmt neben ihrer eigenen kindlichen Stimme auch die Worte ihrer Mutter. Bald findet Charlotte heraus, dass je nachdem wo sie ihr Mikrofon positioniert andere Geräusche und sogar komplette Unterhaltungen aus der Vergangenheit hörbar sind. Das Haus als eigenständiger Charakter der Geschichte gibt also sukzessive die vergangenen Geschehnisse preis, die sich hier ereignet haben.

Dieser dramaturgische Kniff lässt auf einen spannenden Fortgang der Geschichte hoffen, doch leider verliert sich der Film in Langsamkeit und es geht stellenweise nur zäh voran . So interessant es auch ist, zu beobachten, wie akribisch Charlotte versucht die aufgezeichneten Gespräche mit Datumsangaben zu verknüpfen um die Ereignisse greifbar zu machen und auf den Todeszeitpunkt der Mutter hinzuarbeiten, so fehlt ein gewisser Schwung, ein kontinuierlicher Spannungsaufbau und die eine oder andere überraschende Wendung. Dabei liefert das Drehbuch genug Vorlagen, insbesondere die stärkere Einbeziehung so mancher der verschrobenen, undurchschaubaren Charaktere hätten dem Handlungsablauf gut getan.

Eine besonders interessante Figur ist dabei der von der eigenen Mutter drangsalierte, unbedarfte, etwas langsame Jérôme (Bruno Flender), der die Mutter Charlottes verehrt und mit Charlotte schon im Sandkasten gespielt hat. Das ganze Dorf mit seinen Bewohnern, die nicht gerade zur Aufklärung des Todesfalls beitragen, hätte intensiver beleuchtet werden sollen. Gerade vor dem Hintergrund, dass anscheinend niemand mit der Mutter, die im Dorf als Kartenlegerin und spirituelle Wegbegleiterin ihren Unterhalt verdiente, näher Kontakt hatte. Stattdessen werden viele Figuren nur oberflächlich gestreift. Auch hätte man gerne mehr über den Ehemann, Charlottes Vater (Jacques Spiesser) und dessen Verhalten gegenüber der Mutter erfahren.

Hinderlich am Spannungsaufbau ist zudem die verschachtelte Erzählweise mit vielen Zeitsprüngen, immer wieder geht es vor und zurück, was mitunter zur Verwirrung beitragen kann. So wirkt die Einstiegssequenz zunächst etwas deplaziert und man erfährt erst zum Ende hin eine schlüssige Erklärung. Dabei bemüht sich die belgische Hauptdarstellerin Emilie Dequenne (bekannt aus ‚Pakt der Wölfe', 2001) redlich den Zuschauer durchs ereignisreiche Dickicht aus Vergangenheit und Gegenwart zu führen und schauspielerisch enttäuscht sie auch nicht. Sie beeindruckt insbesondere in den Szenen in denen sie äußerst konzentriert dem Gemäuer lauscht und ein System für die Einordnung von Ereignis und Zeitpunkt entwickelt. Die Visualisierung geschieht dann über die Installation dutzender mit kleinen Zetteln gespickte Bindfäden quer durch den Raum - Erinnerungen an Cronenberg's ‚Spider' sind da unvermeidbar.

"Fissures", das bereits 2005 fertiggestellte Erstlingswerk von Alanté Kavaïté beschreibt auf ungewöhnliche Art eine intensive Wiederfindung eines Menschen. Eine junge Frau erlebt in dem baufälligen Hause ihrer ermordeten Mutter Ereignisse, die der Vergangenheit angehören aber durch Mikrofon und Soundausrüstung wieder lebendig werden. Leider wird die gute Grundidee weniger spannend umgesetzt als erhofft und so ist ‚Ecoute le temps' (Originaltitel) mehr zähes Arthaus- und Kopfkino als spannender Whodunnit-Murder-Mystery-Beitrag.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.08.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih