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1999
Bilder © Verleih
**** Fight Club
david fincher


Nach Alien 3, Sieben und The Game kommt jetzt mit Fight Club der vierte abendfüllende Spielfilm des früheren Musikvideo-Regisseures Fincher in unsere Kinos. Mit Brad Pitt als Hauptdarsteller hat er bereits bei Sieben zusammengearbeitet. Daneben spielt Edward Norton, der die ganze Spielfilmdauer (140min) erklärende Kommentare (sehr viel Monolog!) aus dem Off spricht.

Einen echten Namen hat die Figur, die Norton verkörpert nicht, im Abspann wird er auch als Narrator (Erzähler) aufgeführt. Einmal nennt er sich Rupert, also nenne ich ihn auch im weiteren so. Nach einer rasanten Credit-Sequence, in der die Darsteller genannt werden, wird als erstes Bild des Films ein schwitzender Rupert präsentiert, der den Lauf einer Waffe im Mund hat. Wie es zu dieser Extremsituation kam, erzählt uns nun Rupert, der Erzähler.

Rupert würde man einen Yuppie nennen. Er ist bei einer grossen Autofirma in der Schadensabteilung beschäftigt. Seine Aufgabe ist es zu prüfen, ob eine Rückholaktion bestimmter Modelle aufgrund eines Defektes nötig ist. Im Endeffekt ist aber nur der Kostenfaktor entscheidend. Ist eine aussergerichtliche Einigung mit den Geschädigten vielleicht billiger?

Ruperts grosses Problem ist aber die Schlaflosigkeit. Er löst dies auf ungewöhnliche Weise indem er abendlich zu einer Selbsthilfegruppe (SHG) geht, obwohl ihm nichts fehlt, ausser Schlaf. Bei der Hodenkrebs-SHG lernt er Bob (Meat Loaf) kennen, dem bereits beide Hoden entfernt wurden und dem dank Hormonspritzen Brüste in überdimensionalem Aussmasse gewachsen sind. Bob wirkt wie ein trauriges Riesenbaby, doch Rupert kann sich in seinen Armen so richtig ausheulen und das tut ihm verdammt gut. Bei der einen SHG bleibt es allerdings nicht.

Im Laufe eines Jahres steigt er bei verschiedenen SHGs ein, immer unter einem anderen Namen, z.B. bei den Melanomen- oder der Tuberkulose-SHG, die er an verschiedenen Abenden regelmässig besucht. Die Guter-Schlaf-Phase hat ein Ende als plötzlich Marla (Helena Bonham Carter), eine SHG-"Touristin" wie er sie nennt, in genau seinen Gruppen auftaucht. Rupert passt das überhaupt nicht und so teilt man sich die Gruppen auf ("Ich kriege die Hodenkrebsgruppe und du den Dickdarmkrebs").

Eines Tages lernt er dann auch Tyler (Brad Pitt), einen Seifenhersteller, kennen. Als Ruperts Etagenwohnung ausbrennt, kommt er bei Tyler in einem grossen aber heruntergekommenen Haus im Idustriegebiet unter. Nach einer Prügelei kommen die beiden auf den Geschmack. Es macht Spass zuzuschlagen und Schmerz zu empfinden. So prügelt man sich von jetzt an regelmässig aif dem Parkplatz vor der Stammkneipe, verlagert dann aber die Szenerie -mittlerweile gibt es eine grosse Schar Intertessierter, die nicht nur zuschauen sondern sich selber prügeln wollen- in den Keller der Kneipe.

Immer mehr machen mit und urplötzlich ist er geboren, der FIGHT CLUB: illegale Faustkämpfe, Mann gegen Mann, nackte Oberkörper, keine Schuhe, es kämpfen immer nur zwei, und zwar solange, bis einer aufgibt. Kein Club ohne Regeln. So prügeln sich Männer aller Schichten das Hirn weich (Rupert sagt einmal in einer Szene, als er einem jungen Burschen das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen hat:"Ich wollte einmal etwas schönes kaputtmachen"), umarmen sich anschliessend und gehen friedlich nach Hause.

Die beiden wichtigsten Regeln "Sprich niemals über den Fight Club" werden konsequent von den Mitgliedern ignoriert, wie sonst ist es zu erklären, dass sich überall in den verschiedensten Städten Amerikas neue Fight Clubs gründen. Ruperts Kollegen in der Arbeit, nichtsahnend, zeigen nur Unverständnis, ob der Kampfesspuren in seinem Gesicht (aufgeplatzte Augenbrauen, blaues Auge...) und Blut auf seinem Hemd. Die Vorfreude auf das Wochenende, auf einen neuen Kampf ist indes ungebrochen.

Mittlerweile verteilt Tyler auch sogenannte Hausaufgaben an die begierigen Mitglieder, wie z.B. "Fangt mit einem Fremden eine Schlägerei an...und verliert." Der Club nimmt, zum Unbehagen Ruperts, militaristische Züge an; es werden Gewaltaktionen geplant und ausgeführt, Gebäude demoliert und in die Luft gesprengt sowie Menschen Gewalt angedroht. Tyler hat alles voll im Griff, an Rupert indes läuft immer mehr vorbei. Doch die Maschinerie ist am Laufen und kaum mehr aufzuhalten.

David Finchers Film ist zweifelsohne gewalttätig (das hat wohl auch die FSK erkannt und dem Film eine Freigabe unter 18 Jahren verwehrt), denn die Prügelszenen sind sehr realistisch umgesetzt. Blut läuft den nackten Oberkörper herunter, bedeckt das lädierte Gesicht und spritzt durch die Gegend. In Brad Pitt (muskelbepackt) und vor allem Edward Norton hat Fincher aber auch erstklassige Darsteller gefunden. Von Nortons Talent konnt man sich ja bereits schon in Zwielicht und American History X überzeugen.

Einzige Frau in diesem männerdominierten Film ist die Britin Helena Bonham Carter, die vornehmlich in Kostümdramen von James Ivory zu sehen war. Sie ist die potentielle Bedrohung für die Männerfreundschaft zwischen Tyler und Rupert und selbst psychisch eine Wrack. Finchers Markenzeichen sind seine Kamerafahrten und auch im Fight Club wird man wieder mit rasanten, einfallsreichen Filmsequenzen überrascht, wie z.B. wenn die Kamera dem Protagonisten buchstäblich unter die Haut fährt.

Als Rupert uns, dem Publikum von seinem Kumpel Tyler erzählt (der pinkelt als Kellner gerne in die Suppe oder schneidet als Filmvorführer Pornobilder in Kinderfilme), dann wendet er sich mit seinem Gesicht direkt zur Kamera. Zudem gibt es wieder viele düstere Bilder, viele Nachtszenen, einen selbstmörderischen Autocrash als ultimativem Kick und eine Fincher-typische Auflösung der Story. Ergänzend zur Bilderflut gibt's einen klasse Soundtrack von den Dusty Brothers. Abschliessend noch eins: "Gegen welche Promi würdest du kämpfen wollen?" Shatner oder Hemingway? It's up to you. Make your Choice!


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 12.11.1999

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih