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1983

Bilder © 20th Century Fox
*** Ein Richter sieht rot
peter hyams


Ein junger, aufstrebender Richter muss sich entscheiden ob er streng nach den Regeln des Gesetzes urteilt und es dabei belässt oder sich zur Gerechtigkeitsfindung den moralischen Leitlinien einiger Kollegen anschließt.

Der Fall scheint wasserdicht als die Cops aus dem Müllwagen die Tatwaffe mehrerer Morde fischen. Doch obwohl es an der Schuld des Mörders keinen Zweifel gibt kann das entscheidende Beweismittel vom Richter nicht zugelassen werden, weil die Durchsuchung des Abfalls illegal war, die Privatsphäre des Verdächtigen verletzt wurde. Die Anklage bricht zusammen, der Mann bleibt unbestraft. Jeder Mensch, egal ob gut oder böse, hat die gleichen Rechte und Justitia muss darüber wachen. Der faire Prozess steht über allem. Regisseur Peter Hyams (Outland – Planet der Verdammten) konfrontiert in seinem Kriminaldrama einen idealistischen Richter mit der harten Realität, die ihn auf dunkle Pfade führt. Die Hauptrolle des Gesetzeshüters Hardin übernimmt der 38-jährige Michael Douglas, bekannt geworden durch seine Rolle in der TV-Krimiserie „Die Straßen von San Francisco“ (1972-76) sowie die Thriller „Das China-Syndrom“ und „Coma“. Als Produzent von „Einer flog übers Kuckucksnest“ gewann er 1976 seinen ersten Oscar (als Schauspieler holte er sich den Goldjungen 12 Jahre später für „Wall Street“).

Anders als der reißerische deutsche Filmtitel suggeriert spielt Douglas hier aber keinen Rächer im Stile Charles Bronsons sondern einen akribischen Mann, der Paragraphen wälzt, nach Präzedenzfällen sucht um kein Urteil zu sprechen, das später vom Berufungsgericht kassiert werden kann. Auch wird man ihn nicht mit der Waffe in der Hand durch die Gegend laufen sehen wie uns das DVD-Cover Glauben machen will (das Originalkinoposter hat auf solche Mätzchen verzichtet). Hardins Berufsethos erfährt eine besonders deutliche Erschütterung als er zwei Verdächtige laufen lassen muss, die einen 10-jährigen Jungen erst für einen Pornofilm missbraucht und dann ermordet haben sollen. Wieder gab es einen formalen Fehler in der Beweismittelsicherung. Und dem erschütterten Vater des Kindes das zu erklären ist eine schwierige Aufgabe. Hyams Film wirft einen interessanten Blick auf das US-Rechtssystem und zieht natürlich durch die Wahl der grausamen Tatfälle die Zuschauer schnell auf die Seite des Protagonisten. Hal Holbrook (Die Firma) überzeugt als Mentor und Verführer, der Douglas eine Alternative anbietet, doch noch ein „gerechtes“ Urteil zu sprechen. Leider hat er weniger Spielzeit als man sich wünschen würde. Das Spannungspotential der Beziehung der beiden zueinander wirkt nicht ausgeschöpft. Da bleibt Hyams Inszenierung arg nüchtern.

Schade vor allem, dass die von Yaphet Kotto (James Bond 007 – Leben und Sterben lassen) gespielte Nebenfigur eines hartnäckigen Detectives der Los Angeles Mordkommission die ganze Spielzeit über wie ein Fremdkörper wirkt. Das liegt daran, dass er in einem separaten Erzählstrang ermittelt, wenige Szenen und noch wenigere mit Douglas zusammen hat. Mehr erinnerungswürdig ist dafür die gute Kameraarbeit von Richard Hannah, dessen Filmographie recht übersichtlich ist (fast ausschließlich TV-Serien). Es gibt einige längere Verfolgungsjagden durch die Straßen der Stadt (vor allem zu Fuß) und in einem Parkhaus – der Zuschauer ist hautnah dabei. Wenn Hardin das Gewissen zum Ende des Films arg quält und er sich im Grunde völlig naiv (oder sollen wir idiotisch sagen) verhält dann ist das auch nur Alibi für eine längere Actionszene im zugegeben interessanten Ambiente eines abgehalfterten Fabrikgebäudekomplexes (schöne Kamerafahrten!).

DVD (20th Century Fox, PAL,Code 2, 104 min)

Die deutsche DVD in Amaray Case. Simples, statisches Menu.
Bild: 2.35:1 (anamorph). Bildqualität ist gut, es fehlt etwas an Schärfe.
Untertitel: deutsch, englisch (u.a.; alle optional).
Ton: DD 2.0 Deutsch, englisch (u.a.).
Extras: Trailer im O-Ton (2.35:1; 16x9)

Ordentlicher Kriminalfilm, dem man die Bemühungen ansieht das Thema nicht reißerisch auszuschlachten.

Text © Markus Klingbeil
08.06.2014

Ein Richter sieht rot
(The Star Chamber)

USA 1983. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 104 Min. (PAL) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.08.1983 (US) 25.11.1983 (D). Budget: n/a Regie: Peter Hyams. Drehbuch: Peter Hyams, Roderick Taylor. Story: Roderick Taylor. Kamera: Richard Hannah. Schnitt: James Mitchell. Musik: Michael Small. Darsteller: Michael Douglas, Hal Holbrook, Yaphet Kotto, Sharon Gless, James Sikking, Joe Regalbuto, David Proval, Otis Day.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih