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2007
Bilder © Universal Pictures
**** Ein mutiger Weg
michael winterbottom


Der auf einer wahren Geschichte beruhende Film erzählt von einem Journalistenehepaar, Daniel und Mariane Pearl (Dan Futterman, Angelina Jolie), die sich zu Recherchezwecken in Pakistan aufhalten.

Sie arbeitet für eine französische Zeitung, er für das Wall Street Journal. Da Mariane schon im sechsten Monat schwanger ist beschließen die beiden das Land wieder Richtung Heimat zu verlassen. Daniel will vorher aber in der 12-Millionen-Metropole Karachi noch ein Interview mit dem religiösen Führer Mubarik Ali Gilani machen um dessen Verbindung mit dem "Schuh"-Bomber Richard Reid zu untersuchen. Solange er sich mit seinem Gesprächspartner an einem öffentlichen Platz trifft bestehe keine Gefahr versichert man Daniel. Am 23.01.2002 verschwindet Daniel Pearl.

Filme von Michael Winterbottom sind eigentlich berechenbar. Berechenbar in dem Sinne, sofern man sich den Schaffenskatalog des 46-jährigen Regisseurs aus England etwas näher ansieht, dass Winterbottoms Filme immer einen gewissen Anspruch haben und sich nicht mit Kommerzkino vereinbaren lassen. Wer in eins seiner Projekt investiert, der kann sich vielleicht Kritikerlob abholen, darf aber keine große Dividende erwarten. Mit Filmen wie ‚The Road To Guantanamo' (2006), 'In This World (2002) oder 'Welcome to Sarajevo' (1997) wendet sich Winterbottom gerne politischen Themen zu, die mehr ein Arthaus- als ein Multiplex-Publikum ansprechen.

Und auch mit ‚Ein mutiger Weg', der auf dem 2003 in Buchform erschienenen Erfahrungsbericht von Mariane Pearl beruht, erzählt er die Umstände der Entführung unspektakulär aber präzise gestützt durch Archivmaterial und mit einer überzeugenden Protagonistin, Angelina Jolie, die sich extra einen französischen Akzent zulegte (wohl aber nur im O-Ton zu hören). Quasi im dokumentarischen Stil werden die Geschehnisse ab Ankunft in Karachi, Pakistan am 22.01.2002 geschildert: die Suche der pakistanischen Polizei nach Hinweisen und Verdächtigen, die Bemühungen von FBI, Kollegen vom Wall Street Journal und der Botschaften, Falschmeldungen der Presse u.s.w..

Das sind viele Namen mit Funktionsbereichen, die umherschwirren und die von Winterbottom häufig eingeschobenen atmosphärisch dichten, beindruckenden Bilder der von Einwohnern und diversen Vehikeln verstopften Straßen Karachis sorgen für einen Informationsschub, der dem Betrachter äußerste Aufmerksamkeit abverlangt. Aber gerade diese detaillierte Schilderung und eingeplante Konfusion bringt das Rastlose und die in den Momenten vorherrschende Ungewissheit genau auf den Punkt.

Angelina Jolie ist nicht der hervorstechende Star des von Ehemann Brad Pitt co-produzierten Films. Sie bringt sich gut ein, beweist sich als Teamplayer und spielt Mariane als eine starke, durch viele journalistische Einsätze in aller Welt gestählte Frau, die unbeirrbar an die Freilassung ihres Mannes glaubt und alle möglichen Hebel in Bewegung setzt um dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Sie durchlebt die Emotionsachterbahn ihrer porträtierten Figur mit Würde. Auch in dem Moment als alles über ihr zusammenbricht. Winterbottom versammelt zudem eine großartige Auswahl an Schauspielern (auch Laien), die meist den ganzen Film über Teil der Handlung sind und damit die Erzählung durch ihr Spiel bereichern und glaubwürdig machen.

Insbesondere der Inder Irfan Khan, der schon in ‚The Warrior' (2001) eine exzellente Vorstellung ablieferte, verleiht hier dem Captain, Chef der Anti-Terror-Einheit, durch sein einprägsames Spiel Selbstsicherheit und Souveränität, die keine Zweifel daran lassen, dass der Polizist seinen Job sehr ernst nimmt. Erst recht, wenn unbegründete Beschuldigungen in Zeitungen abgedruckt werden und das politische Klima weiter anheizen. Die Figur der Freundin der Pearls, Asra, gespielt von Archie Panjab (Bend it like Beckham, 2002) bietet zudem noch die Gelegenheit die vorherrschenden politischen Spannungen zwischen Pakistan und Indien zu beleuchten.

Gerüchte machen schnell die Runde, in Pakistan lebende Inder werden als Spione denunziert und das Bekenntnis zur jüdischen Religion kann gleichbedeutend mit dem Todesurteil sein. Nicht zu vergessen sei Dan Futterman (Shooting Fish, 1997), der Idealbesetzung ist als rechtschaffener, der Wahrheit verpflichteter Journalist und durch sein unauffälliges Auftreten sympathisch und bodenständig wirkt was sein tragisches Schicksal noch schwerer wiegen lässt. Wirklich gut lernt man die Person Daniel Pearl aber nicht kennen. Der Schwerpunkt liegt hier woanders.

Winterbottoms Film spricht geschickt viele interessante Facetten politisch brisanter Themen an, u.a. durch den Einsatz von Nachrichtenschnipseln aus dem TV-Archiv. Die Bewertung überlässt er aber dem Zuschauer. Bei einigen Dingen trifft man auf altbekanntes, z.B. Nationalstolz, der nicht auf bestimmte Länder begrenzt ist. Und es verwundert auch nicht, dass pakistanische Gesetzeshüter Verdächtige nicht immer gemäß der Genfer Konvention behandeln. Was in diesem Zusammenhang das an sich stimmige Gesamtbild stört ist der von Will Patton gespielte FBI-Kontaktmann, der zwar nur als Beobachter die Aktivitäten der pakistanischen Polizei begleitet aber keinen Hehl daraus macht, wie sehr er Foltermethoden für angebracht hält.

Pattons Auftritt, der -immer im Anzug- nicht nur optisch auffällt, bedient das Cliché des gewaltbereiten Amerikaners das in diesem Kontext überflüssig ist. Anstatt der ansonsten subtilen Vorgehensweise wird hier unverständlicherweise der Vorschlaghammer rausgeholt. Dass Winterbottom ein guter Erzähler ist beweist er in ‚Ein mutiger Weg' aufs neue. Intensive Recherchen und Gespräche mit den realen Personen von damals gehören dazu um sich ein möglichst genaues Bild zu machen. Statt einer stringenten auf Spannung abzielenden Erzählweise werden oft Flashbacks eingeflochten, die einerseits Wissenslücken schließen über einige Aspekte der Entführung aber auch über das frühere Leben Daniel Pearls mit Mariane und die Stunden vor Ihrem Abschied aufklären.

Auch wenn man die Geschichte der Pearls vor fünf Jahren in den Nachrichten verfolgt hat und damit den tragischen Ausgang kennt ist hier eben der beschrittene Weg entscheidend, der zugleich fesselt und emotional berührt. Dass dabei alles auch authentisch wirkt ist vor allem der genauen Recherche und den Drehorten in Pakistan und Indien zu verdanken, die das Eintauchen in eine fremde Kultur erst richtig möglich macht. Dabei sorgen die sich ständig in Bewegung befindlichen Bilder von Winterbottoms Lieblingskameramann Marcel Zyskind und die vorwiegend ohne Kunstlicht aufgenommenen Szenen für den realistischen Look einer Dokumentation. Eine Optik, die Winterbottom schon mehrfach in seinen Filmen verwendet hat (z.B. ‚Wonderland, 1999)

Regisseur Michael Winterbottoms realitätsgetreuer Ansatz bei der Verfilmung des Buches ‚A Mighty Heart', das die Umstände der Entführung eines amerikanischen Journalisten in Pakistan beschreibt, beeindruckt, berührt emotional und fesselt durch eine gelungene Erzählstruktur, einem hervorragenden Schauspielerensemble und der atmosphärisch dichten Bilder von Originalschauplätzen. Ein ehrlicher Film, (fast) frei von Kitsch und hollywoodüblichen Übertreibungen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 21.08.07

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih