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2010
Bilder © Neue Visionen
**** Ein Mann von Welt
hans petter moland


Ulrik (Stellan Skarsgard) wird nach 12 Jahren aus der Haft entlassen. Rune Jensen, für den er früher einige krumme Dinger gedreht hat und der während seiner Abwesenheit Ulriks Familie finanziell unterstützte, besorgt ihm eine Wohnung und eine Arbeitsstelle. Aber er verlangt, dass Ulrik den Verräter, der ihn damals in den Knast brachte, jetzt umbringt, damit die Ganovenehre wiederhergestellt wird.

Wenn man über einen skandinavischen Film spricht dann fallen meist die Begriffe "skurril", "lakonisch" und "schwarzhumorig". Das passt auch auf diesen Beitrag aus Norwegen in dem der in Hollywood gutbekannte Schwede Stellan Skarsgard (Mamma Mia, Illuminati) eine wunderbare Vorstellung als alternder Ex-Knacki gibt, der noch einmal neu anfangen muss. Dazu gehört der Versuch der Kontaktaufnahme mit der Ex-Frau und dem jetzt erwachsenen Sohn, die ihn in all den Jahren hinter Gittern nie besucht haben. Und fängt man bei Null an ist man auch bescheiden was die Art der Unterkunft und die Wahl der Arbeitsstelle angeht. Die wilden Zeiten sind längst vorbei. Das hat Ulrik begriffen. So hält sich seine Begeisterung auch in Grenzen als sein alter Kumpel Jensen die früheren Gaunerzeiten mit einem Rachemord wieder aufleben lassen will.

In der Ruhe liegt die Kraft. Dieses Motto scheint sich Regisseur Moland zu Herzen genommen zu haben und erzählt seine Geschichte ohne Hast sondern fast im trocken-banalen Alltagsstil. Da ist es schon komisch, wenn unser Protagonist in einem kargen Kellerzimmer mit Klappbett einquartiert wird mit Gitterstäben vor dem kleinen Fenster, einen kleinen Fernseher im Raum stehen hat, der nur bei einem polnischen Sender gutes Bild und Ton liefert und er abendlich auf seine gutbürgerliche Mahlzeit wartet. Aber nichts ist umsonst auch wenn das nicht immer offen gesagt wird und so wird Ulrik unvorbereitet zum Sexobjekt - nicht unbedingt zum Lustobjekt - von der einen oder anderen Frau seines Alters. Ulriks liebestote Vermieterin ist nur eine der fast schon merkwürdig-normalen Personen, die in dieser Tragikomödie durch ihre Wesensart und ihre Handlungen Grund zum Schmunzeln geben.

Eine tolle Besetzung bietet Moland hier auf angeführt von dem formidablen Trio bestehend aus Skarsgard als reformierter Straftäter, Bjorn Flohberg als prinzipientreuer Gauner Jensen und Gard Eidsvold als Sidekick Rolf, der von Jensen nie für voll genommen wird. Dazu noch Jorunn Kjellsby, die mit ihrem rustikalen weiblichen Charme Altersgenosse Skarsgard nicht auf die Knie sondern ins Bett zwingt und Jannike Kruse als sich spröde gebende aber liebesbedürftige, weil vom Ehemann verprügelte Schreibkraft aus der Autowerkstatt in der auch Skarsgards Ulrik beschäftigt ist. Selbst wenn sich die Ereignisse langsam entwickeln und kleine emotionale Höhenflüge mit einschließen mischt Molands Inszenierung auch die nötige Bitterkeit und Lebenshärte mit dazu um einem gewissen Realitätsanspruch zu genügen. Denn kleine Lügen, seelische Verletzungen, Eifersucht und Vorbehalte gegenüber Personen und ihrer unrühmlichen Vergangenheit lassen sich nicht so einfach wegstecken.

Eine unterhaltsame Geschichte mit einem tollen Hauptdarsteller und bittersüßem Humor, den wir in deutschen Filmen vermissen. Also nicht verpassen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.09.2010

Ein Mann von Welt

(En ganske snill mann)

Norwegen 2010. Farbe. Originalsprache: Norwegisch. Länge: 107 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 19.10.2010 (Norwgen) 09.12.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Screenplay: Kim Fupz Aakeson. Kamera: Philip Øgaard. Schnitt: Jens Christian Fodstad. Musik: Halfdan E. Darsteller: Stellan Skarsgård, Bjørn Floberg, Gard B. Eidsvold, Jorunn Kjellsby, Bjørn Sundquist, Jon Øigarden, Kjersti Holmen, Jan Gunnar Røise, Julia Bache-Wiig, Aksel Hennie, Henrik Mestad.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih