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1973
Bilder © Warner Bros.
*** Ein Fall für Cleopatra Jones
jack starrett


Die US-Agentin Cleopatra Jones (Tamara Dobson) sorgt bei ihrem Einsatz in der Türkei dafür, dass eine 30-Millionen-Dollar-Rauschgiftplantage niedergebrannt wird. Das gefällt der Gangsterchefin Mommy (Shelley Winters) ganz und gar nicht. Sie schwört Rache und lockt Jones zurück nach L.A. um sie zu töten.

In den 70ern gab es eine große Anzahl an Filmen für ein schwarzes amerikanisches Publikum. Stars waren Schauspieler wie Fred Williamson, Jim Kelly, Jim Brown aber auch die holde Weiblichkeit zeigte, dass sie mit Knarren und coolen Sprüchen genauso gut umgehen konnte. Als Blaxploitation bezeichnete man die meist billig heruntergekurbelten Streifen mit einem einfachen Handlungsstrang (oft das Rachemotiv), Sex und Gewalt. Von den damaligen Helden sind dem gemeinen Kinogänger oder Fernsehgucker die wenigsten geläufig, der Ruhm ist verblasst. Einzig Pam Grier erlebte 1997 eine Wiedererweckung durch Quentin Tarantino, der ihr die Titelfigur in "Jackie Brown" auf den Leib schrieb. Z.Zt. dreht sie an der Seite von Tom Hanks. Doch wer kennt Tamara Dobson noch ?

Richtig durchgestartet als Schauspielerin ist die 2006 im Alter von 59 Jahren verstorbene Amerikanerin nie. Mit Modelmassen ausgestattet konnte man sie zwar wegen ihrer Größe nicht übersehen doch außer zwei Kinoausflügen als Agentin Cleopatra Jones - die Fortsetzung wurde zwei Jahre später in Hong Kong gedreht- einigen weiteren unbedeutenden Spielfilmen und Auftritten in TV-Serien war nicht mehr drin. "Ein Fall für Cleopatra Jones" war ihre erste Hauptrolle und leider merkt man schnell, dass sie nicht zur Schauspielerin geboren ist. Natürlich gibt das kaum anspruchsvolle Drehbuch keine Möglichkeiten sich besonders auszuzeichnen aber Dobson hat einfach keine Ausstrahlung. Auch fällt sie nicht durch ihre kämpferischen Fähigkeiten auf, so wirken ihre Karate-Fußtritte nie wirklich bedrohlich.

Einen ernstzunehmenden Film liefert Regisseur Jack Starrett, der auch als Schauspieler seine Brötchen verdiente (u.a. in "Rambo", "Der wilde wilde Westen"), hier natürlich nicht ab. Das merkt man schon in den ersten paar Minuten, wenn sich Cleopatra Jones am Flughafen in L.A. gegen mehrere Killer zur Wehr setzen muss. Die sind nicht nur optisch sondern auch in ihren Verhaltensweisen als äußerst schräg zu beschreiben. Doch es kommt noch besser, wenn Gangstermutti Mommy, völlig überzogen dargestellt von der zweifachen Oscarpreisträgerin Shelley Winters (Das Tagebuch der Anne Frank, 1959; Träumende Lippen, 1965) auftaucht und zornig ihre Vasallen auf Trab hält. Noch grotesker wird es als einer ihrer Angestellten aufmuckt und sich selbstständig machen will. Ein Fall für Antonio Fargas (Car Wash), der sich kurz darauf als Huggy Bear einen Stammplatz in der TV-Serie "Starsky & Hutch" sicherte.

Neben albernen Szenen, Logikbrüchen und unzähligen Kleidungswechseln von Tamara Dobson bietet dieser Film aber auch einen netten Soundtrack aus Jazz, Funk, Soul und einige lustige Sprüche. Das hier darstellerisch keine Bäume ausgerissen werden wurde erwähnt, auch eine knapp gehaltene Liebesgeschichte sorgt nicht dafür, den Zuschauer emotional zu binden. Wäre wohl auch etwas zuviel verlangt. Höhepunkt dieses zahmen Blaxploitation-Beitrages ist zweifelsfrei eine 5-minütige Autoverfolgungsjagd durch die Strassen von L.A. (genau nach der ersten Hälfte des Films!) bei der unsere Protagonistin mit ihrem schicken, schwarzlackierten Chevrolet Corvette Stingray auch durch das Betonbett des L.A. River düst. Vielleicht hat sich James Cameron ja bei Cleopatra Jones die Anregung für seine actionreiche Motorrad-Fluchtszene in "Terminator 2" geholt.

DVD (Warner Bros., PAL, Code 2)

Die deutsche DVD liefert den Film im original Kinoformat 2.40:1, anamorph codiert. Ganz sauber ist die Vorlage nicht, ab und zu sind Verunreinigungen des Bildes unübersehbar, im Ganzen aber eine ordentliche Abtastung. Den Ton gibt's in Mono in verschiedenen Sprachen (deutsch, englisch, französisch) mit einer Vielzahl an Untertiteln (u.a. deutsch und englisch). Extras gibt es keine!

Ein Juwel unter den Blaxploitation-Filmen wie es uns der Klappentext der DVD weismachen will ist "Ein Fall für Cleopatra Jones" sicher nicht. Dafür fehlt eine charismatische Hauptdarstellerin und eine besser unterhaltende Geschichte. Für's Genre ist dieser Beitrag auch überraschend gewaltarm und fast völlig frei von exploitativen Elementen. Ein kurioser Film, sicher nur für eingefleischte Fans empfehlenswert. Anschließend bietet sich dann noch "Cleopatra Jones gegen die Drachenlady" an.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.06.2010

Ein Fall Für Cleopatra Jones

(Cleopatra Jones)

USA 1973. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 86 Min. Bildverhältnis: 2.40:1 Kinostart: 13.07.1973 (US) 03.05.1974 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Jack Starrett. Buch: Max Julien. Screenplay: Max Julien, Sheldon Keller. Kamera: David M. Walsh. Schnitt: Allan Jacobs. Musik: J.J. Johnson. Darsteller: Tamara Dobson, Shelley Winters, Bill McKinney, Bernie Casey, Brenda Sykes, Antonio Fargas, Dan Frazer.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih