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2008
Bilder © Sunfilm
** Ein Engel im Winter
gilles bourdos


Nathan (Roman Duris) ist ein erfolgreicher New Yorker Anwalt, der im Privatleben aber weniger Glück hat. Als ihn der Arzt Kay (John Malkovich) aufsucht und ihn mit rätselhaften Formulierungen über den Tod irritiert beginnt Nathan letztendlich doch sich bewusster mit dem eigenen Leben zu beschäftigen. Und dazu gehört auch noch seine Ex-Frau und die kleine Tochter.

Der dritte Spielfilm des Franzosen Gilles Bourdos basiert auf einer Romanvorlage von Guillaume Musso, die Themen wie Tod, Leben, familiärer Zusammenhalt, Verlust, Erlösung und Opferbereitschaft zusammenführt. Für die Verfilmung dieses melodramatischen Stoffes konnten bekannte Schauspieler wie der Amerikaner John Malkovich (Burn after Reading, Schande), Evangeline Lilly (TV-Serie "Lost", Tödliches Kommando) und der vor allem in Frankreich hochgeschätzte Romain Duris (So ist Paris, Der wilde Schlag meines Herzens) verpflichtet werden.

Letzterer spielt auch die dominierende Figur des Anwalts, der lernt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Arbeit. Welchen Ballast er seit einigen Jahren mit sich herumschleppt wird uns häppchenweise beigebracht. Warum ist die Ehe mit Claire, die er seit einem Ferienaufenthalt aus Kindstagen kennt, zerbrochen und was hat ihn emotional von seiner Familie entfremdet ? Doch zunächst einmal wirft der rätselhafte Dr. Kay Fragen auf und sein Gerede über bevorstehende Tode über die er Kenntnis hat stempelt ihn entweder zum Spinner oder Hellseher ab.

Richtig Spannung will deswegen aber nicht aufkommen und die Auflösung, dass er zum "Botschafter" bestimmt worden ist, der Menschen den Übergang ins Jenseits angenehmer gestaltet (nichts weiter), lässt einen ziemlich kalt. Das liegt auch an der schnarchigen Inszenierung, die sich konsequent weigert an Fahrt aufzunehmen um der Geschichte mehr Leben einzuhauchen, denn darum dreht sich der Film ja. Malkovich schenkt den Menschen, die selbst nichts von ihrem baldigem Ableben wissen noch ein paar schöne Stunden. Z.B. in dem er heimlich Familienzusammenführungen inszeniert. Aufhalten kann er Gevatter Tod aber nicht.

Da hatten selbst Jack Nicholson und Morgan Freeman als alte Knacker in "Das Beste kommt zum Schluss" noch mehr Spaß in ihren letzten Stunden, denn die hauen noch mal ordentlich auf den Putz. Und der Zuschauer lachte streckenweise mit. Diese Romanverfilmung hier nimmt sich aber durch und durch ernst. Nathan glaubt nämlich, dass er bald stirbt und da wird der kerngesunde (!) Anwalt auch ganz weich und will die letzten Stunden mit seiner ahnungslosen Ex-Frau und der Tochter verbringen.

Damit die Figur des John Malkovich aber weiter im Spiel bleibt muss der mit in den Flieger, denn der hat seinen eigenen Tod noch nicht vorhergesehen (visualisiert durch ein grelles weißes Licht um die betreffende Person) und ist damit als ständiger Begleiter das beste Lebensticket, z.B. als Schutz vor Unfalltod. So bedient sich der Film auch kurzfristig einiger Momente des Roadtrips bei dem es gilt vermisste Zusammengehörigkeit zu demonstrieren und das tragische Unglück, das die einst glückliche Familie von Nathan und Claire aus der Bahn warf, jetzt vernünftig aufzuarbeiten.

Regisseur Borudos, der selbst am Drehbuch mitgewirkt hat bleibt auch hier den leisen Tönen treu, schenkt dem Zuschauer aber immerhin prächtige Bilder von der Wüste New Mexikos. Überhaupt ist das große Plus des Films die Kameraarbeit des Taiwanesen Ping Bing Lee, der in der Vergangenheit bereits für renommierte Regisseure wie Hou Hsia-hsien (Three Times) und Wong Kar-Wai (In the Mood for Love) gearbeitet hat. Ob Wüste oder Stadt, es sind elegante Bilder, die wir hier zu sehen bekommen und man wünschte sich, dass inhaltlich auch mehr geboten würde. Lee hatte übrigens mit Bourdos bereits bei dessen letzten Film "Inquiétudes" (2003) zusammengearbeitet.

DVD (Sunfilm, PAL, RC2, 104 min)

Der Film wird auf als deutsche DVD-Veröffentlichung in anamorphem 2.35:1-Format präsentiert. Das Bild wirkt sauber und klar und wird damit auch den schönen Motiven gerecht. Den Ton gibt es in deutscher Sprachfassung (DD5.1 und DTS) sowie dem Originalton (vorwiegend englisch, teilw. französisch, in DD5.1). Optionale Untertitel liegen in englischer Sprache vor. Extras: Interview, Trailer.

Schön bebilderte Langeweile bietet die Romanverfilmung "Ein Engel im Winter". Da helfen selbst renommierte Darsteller wie Malkovich oder Duris nicht um der träge vorgetragenen, arg melodramatischen Fantasygeschichte zu etwas mehr Schwung zu verhelfen. Von der französischen Kritik verrissen war auch das Kinopublikum wenig interessiert. In Deutschland kam der Film nie in die Kinos.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.01.2010

Ein Engel im Winter

(Afterwards aka Et après )

Frankreich, Kanada, Deutschland. Farbe. Originalsprache: Englisch, Französisch. Länge: 104 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.01.2009 (F) 08.01.2010 (D, DVD-Premiere). Budget: 15.4 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Gilles Bourdos. Romanvorlage: Guillaume Musso(Et Après...). Screenplay: Gilles Bourdos, Michel Spinosa. Kamera: Pin Bing Lee. Schnitt: Valérie Deseine. Musik: Alexandre Desplat. Darsteller: Romain Duris, John Malkovich, Evangeline Lilly, Pascale Bussières, Sara Waisglass, Reece Thompson, Bruno Verdoni.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih