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1939
Bilder © Universal
**** Der große Bluff
george marshall


Im Städtchen Bottleneck herrscht Saloonbesitzer Kent. Der schreckt selbst vor dem Mord am unbestechlichen Sheriff nicht zurück. Als der neuernannte Gesetzeshüter, ein stadtbekannter Trunkenbold, seine Aufgaben aber ernster nimmt als gedacht und den Sohn des legendären Sheriffs Destry als Deputy verpflichtet, ändert sich allmählich das Klima in Bottleneck.

Das Kartenspiel im Western ist unverzichtbar und der dazugehörige Betrug ebenso. Ausgangspunkt der Ereignisse dieses heiteren Genrestücks aus den späten 30er-Jahren ist eben ein solcher Betrug, der einen Farmer sein ganzes Hab und Gut kostet. Hinnehmen möchte der das nicht aber ein Schuldschein und keine Fürsprecher teilen ihm schlechte Karten nach dem Spiel zu. Da vermag auch eine Marlene Dietrich in charmanter Sangesstimmung die Stimmung die Farmers nicht aufzuheitern. "Der große Bluff" ist nach einigen weniger erfolgreichen Filmen quasi das Comeback der deutschen Schauspielerin Marlene Dietrich, die einst 1930 mit Regisseur Joseph von Sternberg nach Hollywood kam um an der Seite von Gary Cooper und anderen Stars zu spielen. Äußerst spielfreudig und zupackend präsentiert sie sich hier als die Frau, die durch Tanz, Gesang und ihre schlagfertige Art für Unterhaltung im stets gut besuchten Saloon des skrupellosen Kent (Brian Donlevy, Der Bürotrottel) sorgt. Und ihm nebenbei bei dessen Betrügereien hilft.

Bis James Stewart auftaucht - sein erster Western überhaupt - vergehen fast 20 Minuten und der erwartete Held mit rauchenden Colts im Anschlag ist er nicht. Ganz im Gegenteil, als Tom Destry jr. will er mit verbalen Argumenten für Recht und Ordnung sorgen - den Waffengürtel legt er erst gar nicht an und wird damit schnell zur Lachnummer unter den Stadtbewohnern. Ein ähnliches Szenario durchlebt Stewart auch viele Jahre später in dem John-Ford-Streifen "Der Mann der Liberty Valance erschoss" (1962). Entsetzt über diese Haltung ist natürlich der an seiner Ehre gepackte neue Sheriff Washington Dimsdale (Charles Winninger), der endlich sein Image als belächelter Trunkenbold (mit Banjo unterm Arm) loswerden will, mit einem zahnlosen Tiger an seiner Seite aber jede Rehabilitationschance schwinden sieht. Der Spruch "wie der Vater so der Sohn" trifft hier nicht zu, was wiederum auch Kent und Dietrichs Figur Frenchy irritiert. Auf die Figur des Macho-Cowboys (in einer kleineren Rolle, gespielt von Jack Carson, Arsen und Spitzenhäubchen) muss man deswegen aber nicht verzichten.

Interessante, witzige Nebenfiguren gibt es zahlreiche wie z.B. einen Russen, der selbst sein einziges Hosenpaar beim Poker mit Frenchy verzockt aber einen erstklassigen Spürhund für Deputy Destry abgibt oder den korrupten Bürgermeister/Richter mit Zylinder, der nichts anderes tut als Karten spielen oder über die besten Züge beim Brettspiel sinniert, wenn er mal nicht die Interessen des überheblich-grinsenden Kent vertritt. Hauptaugenmerk gilt bei dieser Geschichte aber der Beziehung zwischen James Stewart und Marlene Dietrich, die sich mal zur kratzbürstigen Konfrontation hochschaukelt, mal zur friedlichen Teestunde abkühlt, als abwechslungsreiche, emotionsgeladenen Stimmungsachterbahn hohen Unterhaltungswert besitzt. Denn ein Kopfmensch wie Destry blickt hinter die Fassade der verführerischen Frenchy, eine den Umständen ihrer Lebensumgebung angepassten Frau, versinnbildlicht durch zwei Szenen mit Lernfaktor in denen das Make-up der Dietrich entfernt wird. Regisseur George Marshall, der mit James Stewart 1941 und 1962 noch zwei weitere Filme drehte, inszenierte die Geschichte um Deputy Tom Destry 1954 noch ein zweites Mal. Da übernahm dann Audie Murphy die Hauptrolle.

DVD (Universal, PAL, 91 min, 1,33:1)

Bildformat: 1,33:1; Ton: Englisch DD 2.0; Untertitel (optional): Englisch. Extras: Keine. "Destry rides again" ist Teil der UK-Edition der "The James Stewart Westerns Collection". Bild und Ton sind für einen Film diesen Alters erstaunlich gut. Leider gibt es kein Bonusmaterial.

Eine unterhaltsame Westernkomödie mit einer toll aufspielenden Marlene Dietrich und einem abgeklärten James Stewart im Frühstadium seiner lang andauernden Karriere.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.05.2011

Der große Bluff

(Destry Rides Again)

USA 1939. s/w. Originalsprache: Englisch. Länge: 91 Min. Bildverhältnis: 1.33:1 Kinostart: 30.11.1939 (USA). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: George Marshall. Romanvorlage: Max Brand. Story: Felix Jackson. Screenplay: Felix Jackson, Gertrude Purcell, Henry Myers. Kamera: Hal Mohr. Schnitt: Milton Carruth. Musik: Frank Skinner. Darsteller: Marlene Dietrich, James Stewart, Mischa Auer, Charles Winninger, Brian Donlevy, Irene Hervey, Jack Carson, Samuel S. Hinds, Joe King.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih