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2014

Bilder © Senator
** Das grenzt an Liebe
rob reiner


Verwitweter Immobilienmakler will nach 44 Jahren und einem letzten großen Hausverkauf seinen Job an den Nagel hängen und wegziehen. Da kommen ihm seine 9-jährige Enkelin, von deren Existenz er nichts wusste, und die verwitwete Nachbarin in die Quere.

Was hat er doch Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er für vorwiegend lustige und auch mal spannende Filme gedreht. Ob die fiktionale Musikdoku „This is Spinal Tap“, „Harry & Sally“ (mit der legendären Orgasmus-Szene von Meg Ryan) oder der Stephen-King-Schocker „Misery“ (mit einer diabolisch guten Kathy Bates). Jetzt liefert uns der mittlerweile 67-jährige amerikanische Regisseur Rob Reiner diese fade, vorhersehbare Familienkomödie mit unglaubwürdigen Charakteren, die zur kuscheligen Generationenversöhnung dient. Oscarpreisträger Michael Douglas (feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag), zuletzt für sein Porträt des schwulen Entertainers Liberace gefeiert, spielt hier den grantigen Makler Oren Little, der u.a. ein kleines Appartmenthaus besitzt in dem er selbst und drei andere Mieterparteien leben. Die beschweren sich ständig über sein unsoziales Verhalten (z.B. parkt er immer so, dass der zweite Stellplatz versperrt ist) was er mit einem süffisanten Lächeln abtut. Nun taucht eines Tages sein entfremdeter Sohn auf, ein Ex-Junkie, und bittet ihn Enkelin Sarah (Sterling Jerins, World War Z) bei sich aufzunehmen. Er müsse für eine Weile ins Gefängnis, die Mutter wäre keine Alternative, ist abgehauen und frönt wie wir später erfahren auch noch dem Drogenkonsum.

Also gibt es außer einem Platz im Heim nur den Platz bei Opa Little. Auftritt der gutherzigen Seniorin von nebenan (Ex-Woody-Allen-Muse Diane Keaton), die sich gleich das Kind krallt und mit Eis vollstopft während der unschlüssige Oren schon mal überlegt wie er Sarah wieder loswerden kann. Wie das weitergeht ist früh klar. Das Steinherz wird von beiden weiblichen Mitspielerinnen natürlich erweicht und das Happy End sieht man so früh kommen, dass Reiner eigentlich einen Kurzfilm hätte draus machen können. So aber inszeniert er eine Reihe von Personenwandlungen, die lustlos und abgedroschen wirken. Witzig ist hier kaum etwas, nur wenn Douglas und Frances Sternhagen (Misery), seine betagte aber scharfzüngige Chefin aus dem Maklerbüro, eine gemeinsame Szene haben, dann schlägt wieder der Puls dieser Komödie. Doch im Drehbuch von Mark Andrus (hat mal vor vielen Jahren „Besser geht’s nicht“ geschrieben) ist das nur eine Randnotiz, denn der Hauptaugenmerk liegt darauf Keaton und Douglas zusammenzubringen damit beide ihre dringend benötigte Seelenmassage bekommen (… und ein bisschen mehr). Dafür braucht Reiner das süße, wohlerzogene Kind, das die nette fremde Frau gleich Oma nennt und gar nicht mehr weg will von Opa Little. Insbesondere nachdem man gemeinsam so toll den 10. Geburtstag im Freizeitpark gefeiert hat.

Ätzend wird es, wenn die Sentimentalitätskeule nicht aufhört zu schwingen. Dann menschelt es gewaltig und sogar das Latino-Ehepaar, dem er sein geliebtes 8.6-Mio-Dollar-Haus verkauft, teilt ihm nach Vertragsunterzeichnung mit er könne sein altes Haus immer wieder besuchen. Man wisse wie viel es ihm bedeutet (über 30 Jahre Erinnerungen mit seiner geliebten Frau etc.). Was für eine grandiose Märchenwelt. Warum nun der Film ? Wollten Diane Keaton und Michael Douglas unbedingt vor Karriereende wenigstens einmal gemeinsam in einem Film auftreten ohne Rücksicht auf die Qualität des Drehbuchs ? Und was sollte der unlustige Auftritt von Reiner selbst, der mit üblem, schlecht sitzenden Toupet einen Pianisten spielt ? In den USA fand dieser missglückte Komödienversuch weder bei den Kritikern noch beim Publikum Liebe. Man darf gespannt sein ob der deutsche Novemberstart hält oder der Film das gleiche Schicksal erleidet wie letztes Jahr der weitaus bessere „Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen“ den Senator doch lieber als DVD/Blu-ray-Premiere veröffentlicht hat. Wundern würde man sich nicht.

Es grenzt an … Frechheit, was uns hier Rob Reiner auftischt und wie sich hier wirklich alle „Probleme“ in Wohlgefallen auflösen. Bei wenig gelungenen Momenten sind anderthalb Stunden Zeit schlecht investiert.

Text © Markus Klingbeil
17.09.2014

Das grenzt an Liebe
(And So It Goes)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 93 Min Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 25.07.2014 (USA) 06.11.2014 (D). Budget: 30 Mio. USD Regie: Rob Reiner. Drehbuch: Mark Andrus. Kamera: Reed Morano. Schnitt: Dorian Harris. Musik: Marc Shaiman. Darsteller: Michael Douglas, Diane Keaton, Sterling Jerins, Annie Parisse, Austin Lysy, Michael Terra, Sawyer Tanner Simpkins, Yaya DaCosta, Frances Sternhagen, Rob Reiner.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih