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2008
Bilder © X-Filme Verleih
**** Das gelbe Segel
udayan prasad


Ein Ex-Häftling und zwei Teenager begegnen sich an einem Flussufer in Louisiana. Aus unterschiedlichen Gründen haben sie das andere Ufer zum Ziel. Der gemeinsame Kurztrip entwickelt sich aber ungeplant zu einer längeren, spannenden Reise, bei der man nach und nach immer mehr Einzelheiten aus dem Leben der Hauptfiguren erfährt.

Die gerade mal 18 Jahre junge Schauspielerin Kristen Stewart ist dank des Vampirdramas "Twilight" ein Idol für junge Mädchen und Frauen. Bevor sie aber so sehr ins Rampenlicht gestellt wurde hat sie einige substantiellere und anspruchsvollere Filme gedreht. Mit "Adventureland" kam ja erst vor knapp vier Monaten ein Film mit ihr in die deutschen Kinos. Eine Woche vor dem offiziellen Kinostart von "New Moon", der "Twilight"-Fortsetzung, wird nun in ausgewählten Kinos ein leises Roadmovie gespielt, das sie schon im Frühjahr 2007 drehte als sie noch weniger bekannt war.

Stewart spielt eine junges Mädchen, das ziellos und etwas unsicher durch die Welt geht. Martine, so ihr Rollenname, gehört zum Typ Einzelgänger und fühlt sich vermutlich auch deswegen zu dem Gelassenheit und Ruhe ausstrahlenden Brett Hanson (William Hurt, Die Gräfin, 8 Blickwinkel) hingezogen, einem deutlich älteren Mann, der schon einiges im Leben hinter sich gebracht hat und überlegt spricht. Dass sich hier der verschrobene, redselige, auch etwas nervöse Gordy (Eddie Redmayne, Die Schwester der Königin) hinzugesellen kann liegt daran, dass er ein Auto besitzt. Die Zweckgemeinschaft wird dann erst einmal auf die Probe gestellt als ein Unwetter sie zwingt in einem Motel das Quartier aufzuschlagen.

Die Geschichte, die hier von Erin Dignam aufbereitet wird ist keine neue. Sie basiert auf einer Vorlage des New Yorker Schriftstellers Pete Hamill, die auch bereits 1977 vom Japanaer Yôji Yamada verfilmt wurde. Der Inder Udaya Prasad (My Son the Fanatic) macht daraus ein bemerkenswertes Roadmovie, das mit wunderschönen Bildern der Landschaft Louisanas erfreut und sich Zeit nimmt für seine drei Figuren und deren Motivationen. Schauspiel-Schwergewicht William Hurt lässt dabei seinen jungen Co-Stars genügend Raum um sich zu entfalten auch wenn seine persönliche Tragödie doch im Mittelpunkt der Handlung steht. Der Grund, warum er sechs Jahre im Knast war und welche Umstände zu der Tat führten bleibt lange im Unklaren.

So wie seine beiden Begleiter so erfährt auch der Zuschauer etappenweise über Rückblenden mehr vom Leben von Brett, der mit sich selbst auch noch nicht im Reinen zu sein scheint. Und das hat mit May zu tun, einer Frau, mit der er einst zusammenlebte und die er noch immer liebt. Maria Bello (A History of Violence, Downloading Nancy), die in den letzten Jahren oft durch das Spielen komplizierter Charaktere beeindruckte, übernimmt diesen Part, der uns nur über die Erinnerungen zugänglich gemacht wird. Das Aufblättern dieser Beziehungsgeschichte wirkt aber nie kitschig oder gekünstelt sondern zeigt die Schwierigkeiten im Zusammenleben von Menschen, deren seelische Narben auch durch bedingungslose Liebe nicht einfach vergessen werden können.

Das gelbe Segel ist dann Zeichen für eine zweite Chance. Ob es die für Brett gibt erfahren wir erst ganz zum Schluss. Und bis dahin hat man sich mit den Figuren und ihren Eigenheiten gut angefreundet. Ob die "Twilight"-Fan-Gemeinde diesen nicht spektakulären, sich langsam entwickelnden Film mit ihrem Idol Kristen Stewart überhaupt bemerkt ? Wohl nicht. Und das ist schade.

Ein kleiner Film mit einer interessanten Geschichte, die durch eine gute Besetzung glaubwürdig und kitschfrei daherkommt, den Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten aber nie aus den Augen verliert.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.11.2009

Das gelbe Segel

(The Yellow Handkerchief)

USA 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: - Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 19.11.2009 (D). Budget: 15 Mio. USD Einspiel: - Regie: Udayan Prasad. Story: Pete Hamill Screenplay: Erin Dignam Kamera: Chris Menges. Schnitt: Christopher Tellefsen. Musik: Jack Livesey. Darsteller: William Hurt, Maria Bello, Kristen Stewart, Eddie Redmayne, Emmanuel Cohn, Nurith Cohn, Veronica Russell
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih