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1976
Bilder © BCI
*** The Bodyguard
tatsuichi takamori,
simon nuchtern


Der New Yorker Gangster Rocco wird nach dem Kirchgang ermordet. Seine Geliebte Reiko wird vermisst. Und auch ein Ladung Drogen wird von der Polizei gesucht. Zurück in Tokyo wendet sich Reiko an Chiba, der den Import von Drogen in sein Heimatland um jeden Preis stoppen will. Sie will ihm als Gegenleistung für Personenschutz Informationen liefern damit Chiba die Drahtzieher des Drogendeals eliminieren kann.

Sonny Chiba hat einige richtig coole Filme in den 70ern gemacht, am bekanntesten ist wohl die Streetfighter-Reihe von 1974. Im Jahr davor drehte er u.a. zwei Filme mit den Titeln "Boodigado Kiba" und "Boodigado Kiba: Hissatsu sankaku tobi". Mit drei Jahren Verspätung und mit dem Ziel dem hungrigen amerikanischen Publikum Nachschub an Karatefilmen zu liefern veröffentlichte man 1976 diese amerikanisierte Version von "The Bodyguard". Welchen der 73er-Filmen man dafür genommen haben ist ungeklärt aber um dieses Produkt besser zu verkaufen fügte man mindestens eine neue Szene ein, die gleich nach fünf Minuten auftaucht. Ein Besuch in einem Karatestudio mit einem Showduell zwischen Aaron Banks und Bill Louie. Sie diskutieren auch die beiden Martial-Arts-Helden Bruce Lee (verstorben 1973) und eben Sonny Chiba. Für die weitere Handlung ist diese Szene bedeutlungslos.

Auf den ersten Auftritt von Superstar Sonny Chiba, der auch im Film einfach Chiba heißt, muss man acht Minuten warten. Dann aber demonstriert er gleich heldenhafte Taten indem er Gangster, die wegen ihm (!) ein Flugzeug in ihre Gewalt bringen wollen, auf fachmännische Art und Weise eliminiert. In der anschließend im TV übertragenen Pressekonferenz bietet er sich als Bodyguard an für alle diejenigen, die ihm helfen wollen den Drogenimport nach Japan zu unterbinden. Eine recht unkonventionelle Art und Weise der Verbrechensbekämpfung vor allem weil nie erklärt wird wer Chiba eigentlich ist und welche Motivation er hat im Alleingang Japan aus dem Drogensumpf zu retten. Die ganze Geschichte strotzt vor logischer Ungereimtheiten und bietet Sonny Chiba auch nur wenige wirklich gute Gelegenheiten seine kämpferischen Qualitäten zu zeigen. Wenn er zuschlägt dann sind die Resultate schnell da - kurz und schmerzvoll gehen seine Gegner in die Knie.

Man wundert sich aber vor allem wie Chiba sein Ziel erreichen will, denn letztlich reagiert er nur auf die Angriffe mehrere Gangstergruppierungen, die ihre Hände an die Drogen des verstorbenen Rocco bekommen wollen. Dass die Ware im Sarg eines toten US-Soldaten über eine amerikanische Militärbasis nach Tokyo geschmuggelt wird ist ein weiteres Kuriosum das man ebenso hinnehmen muss wie Chibas loyale Haltung zu Reiko, die ja immerhin mit dem Verkauf der Drogen Geld verdienen will. Nichtsdestotrotz hat "The Bodyguard" seine für das Genre damals typischen Schauwerte von - hier aber kurz gehaltener - exzessiver Gewalt (neben tödlicher Faustschläge in die Magengrube u.a. ein abgeschossener Arm und das Herumpulen im Auge) und nackten Frauenkörpern (Yayoi Watanabe ist wie in mehreren ihrer Filme äußerst freizügig). Da Chiba im Vergleich zu vielen anderen seiner Werke eher zurückhaltend agiert bietet das die Gelegenheit für Ryohei Uchida (The Blind Woman's Curse) als wankelmütigem Gegenspieler (oder doch nicht ?) von Chiba für mehr Verwirrung zu stiften.

Inhaltlich dürftig zeigt diese Produktion aber immerhin ein paar nette optische Spielereien wie z.B. Extremzoom auf die Augenpartie und fängt Bilder ein, die das Cinemascope-Format bis auf den letzten Zentimeter ausnutzen (z.B. die Szenen im Sportstadion). Man mag sich da gar nicht vorstellen wie übelst die früheren Pan & Scan-DVD-Versionen aussehen. Für Fans von Tarantino, bekennender Chiba-Fan, dürfte interessant sein, dass er sich seine Anregung für Samuel L. Jacksons legendäre Predigt ("The Path of the righteous man ...") in "Pulp Fiction" aus diesem Film holte. Und noch etwas: Wer Chiba-Protegé Etsuko Shihomi in "The Bodyguard" erwartet wird enttäuscht sein. Entgegen mancher Datenbankeinträge spielt sie in dieser amerikanischen Version nicht mit. Schade.

DVD (BCI, NTSC, codefrei)

Leider ist "The Bodyguard" z.Zt. nur in der veränderten US-Fassung mit fader englischer Synchronisation zu haben. Damals von Aquarius Releasing veröffentlicht sind die kurzen Filmcredits auch nur in englischer Sprache zu sehen, die japanische Crew wird gar nicht erst genannt (Frechheit!). Immerhin liefert das Label BCI den Film in anamorphem Scope-Format (2.35:1) mit ordentlicher Bildqualität (aber etwas zu dunkel und unscharf) im Doppelpack mit "Sister Street Fighter" auf einer DVD 9. Wohl inspiriert von Tarantinos/Rodriguez' Kinofilm "Grindhouse" können die beiden Filme auf der DVD in einem Rutsch mit Trailern vor und zwischen den Hauptfilmen angesehen werden. Zu haben sind die beiden Filme entweder als Einzel-DVD oder im Set mit vier weiteren Chiba-Filmen. Beide Sets sind offiziell aber bereits out of print.

Sicher nicht ein Highlight in Sonny Chibas Karriere aber auch nicht so schlecht wie oft zu lesen ist. Mit etwas mehr Schwung erzählt und vor allem einer kohärenten Geschichte als Grundlage hätte das durchaus ein guter Film werden können. Wohl auch durch die Synchronisation bedingt wird das Vergnügen aber geschmälert und so ist "The Bodyguard" in dieser Fassung nur Die-Hard-Chiba-Fans zu empfehlen. Denn das Können des Meisters blitzt schon an einigen Stellen auf.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 12.09.2010

The Bodyguard

(Karate Kiba, Kiba - Der Leibwächter)

USA/Japan 1973/76. Farbe. Originalsprache: Japanisch (auf DVD aber hier komplett englisch synchronisiert). Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 1976 (USA). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Tatsuichi Takamori, Simon Nuchtern. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller:Sonny Chiba, Tsunehiko Watase, Yayoi Watanabe.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih