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2011

Bilder © Cinekorn
*** Dil Toh Baccha Hai Ji
madhur bhandarkar


Nach sieben Jahren hat sich Naren von seiner Frau getrennt. Damit es in seiner neuen Bleibe nicht zu einsam wird nimmt er zwei männliche Untermieter auf. Neue Begegnungen mit dem weiblichen Geschlecht führen bei dem Herren-Trio zu unerwarteten Liebesgefühlen.

Einen etwas mehr realitätsbezogenen Ansatz verordnet sich Regisseur Bhandarkar, sonst eher dem dramatischen Genre (Fashion, Chandni Bar) verpflichtet, in dieser romantischen Komödie bei der drei sehr verschiedene Männer eine Wohngemeinschaft bilden. Wer auf ausufernde bunte Tanzsequenzen steht wird sie in diesem Bollywoodfilm also nicht finden. Im Gegenteil etwas bieder und farblos mühen sich die Hauptdarsteller beim Werben um die Traumfrau ab. Prominentester Single in dieser Geschichte ist Ajay Devgn, im wirklichen Leben Ehemann von Publikumsliebling Kajol und seit Anfang der 1990er fester Bestandteil des indischen Kinos (Omkara, Company, Golmaal 3). Er spielt Naren, Bankangestellter und Vater einer kleinen Tochter, der während der Trennungsphase bis zur staatlich abgesegneten Scheidung von seiner Noch-Ehefrau in das Haus seiner verstorbenen Eltern zieht. Um Kosten und Einsamkeit vorzubeugen ziehen Playboy Abhay (Emraan Hashmi, The Dirty Picture, Once Upon A Time In Mumbaai) und Heiratsvermittler Milind (Omi Vaidya, 3 Idiots, Players) auch ein. Mit der Regel „Keine Frauen mit nach Hause bringen“ hat keiner ein Problem. Der eine verbringt ohnehin seine Nächte in fremden Betten, der andere ist zu sehr auf wahre Liebe fokussiert und viel zu nett.

Damit man ein modernes Lebensgefühl in der Geschichte unterbringt und strenge Familientraditionen mal beiseite lässt haben sich sieben Autoren an den Erzählsträngen beteiligt. D.h. hier wird dann auch mal der große Altersunterschied bei den potentiellen Affären zwischen Mann und Frau offen angesprochen und man sieht wie lächerlich sich der lebenserfahrene 38-jährige Naren im Umgang mit seiner 17 Jahre jüngeren Praktikantin June (Shazahn Padamsee, Housefull 2) macht. Allein schon das ständige „Please, please“ und die „Sir“-Anrede in jedem zweiten Satz würde jedem rational denkenden Mann zusätzlich auf den Wecker gehen. Aber brav und zurückhaltend wie die Figur geschrieben wurde ist Devgns Naren blauäugig bis die Großmutter ihn einbestellt. Auch Emraan Hashmi (The Dirty Picture, Once Upon a Time in Mumbaai), der hier als Frauenversteher auftritt und sich sein Leben und den Luxus weniger durch seinen Job als Fitnesstrainer als durch Geschenke seiner wechselnden Geliebten finanziert, liefert nicht mehr als eine Durchschnittsperformance. Sein Wandel vom Gigolo, der erst die etwas ältere, reiche, gelangweilte Gattin (Tisca Chopra, Firaaq, Love Breakups Zindagi) eines Unternehmers bezirzt bevor er plötzlich beim Anblick der Stieftochter (Shruti Haasan, D-Day, Ramaiya Vastavaiya) die wahre Liebe in sich spürt bringt in der zweiten Filmhälfte nur wenig Aufregung in die Geschichte.

Auch der dritte Liebestrip verläuft leider recht vorhersehbar. Omi Vaidya ist in seiner Rolle als Mitarbeiter in einer Agentur, die sich auf Paarfindung für arrangierte Ehen spezialisiert hat, zwar noch der sympathischte Protagonist, doch seine grenzenlose Naivität und der unerschütterliche Glaube an echte Liebe wirkt dann doch zu märchenhaft (ein Poet ist er auch noch!). Insbesondere wenn seine Gutmütigkeit von der karrierefokussierten Gungun (Shrada Das in ihrem Hindi-Film-Debüt), Radiomoderatorin und erfolglose Schauspielerin, ausgenutzt wird. Da man als Zuschauer früh erkennt wohin der Weg die Protagonisten führen wird sind die anvisierten Überraschungen dann letztlich auch keine. Und auch auf musikalischer Seite gibt es keine Songs zu verbuchen, die man nicht nach dem letzten Ton wieder vergessen hat (Der Retro-Song im Disco-Club ist der akustisch und visuell am interessantesten inszenierte wird aber durch zu viele Gespräche zerrissen, der Rest ist Romantikpop-Schmalz). Es plätschert so dahin und passt damit zur Filmhandlung. Das indische Publikum hat es weitgehend wohl nicht gestört. „Dil Toh Baccha Hai Ji“ war ein moderater Hit und Bhandarkars bis dahin erfolgreichster Film.

DVD (Import, Indien, Cinekorn, Codefrei, NTSC, 137 min)

Erfreulich, dass man bei der indischen Import-DVD von Cinekorn Entertainment nicht lange warten muss bis man zum Hauptmenü gelangt und mit dem Film starten kann. Oft wird man ja bei anderen indischen Labels durch nicht überspringbare Werbe, - und Filmtrailer geärgert. Die DVD steckt im schmalen Digipack .

Bild:2.35:1 (anamorph). Gut.
Untertitel: Optional, in englischer Sprache, gut lesbar.
Ton: DD 5.1 Hindi, gut (außerdem verfügbar: DD 2.0 Hindi).
Extras : Kapitelwahl. Die 5 Songs des Films kann man in einem Rutsch über ein separates Menü abspielen. Das 20-minütige Making of (vorwiegend englische Sprache) kommt über das übliche Absondern von netten „Alles war super“ -Statements von Regisseur und Darstellern nicht hinaus.

Diese romantische Komödie ist zwar kein Ärgernis aber es finden sich auch nicht wirklich gute Argumente warum man sich gerade dafür zwei Stunden Zeit nehmen sollte. Zu harmlos und mit weniger Witz als erhofft kommt Madhur Bhandarkars 10. Regiearbeit daher.

Text © Markus Klingbeil
10.07.2016


Dil Toh Baccha Hai Ji

Indien 2011. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 137 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 28.01.2011 (IND) Budget: n/a Regie: Madhur Bhandarkar. Drehbuch: Madhur Bhandarkar, Anil Pandey, Neeraj Udhwani. Dialoge: Sanjay Chhel. Lyrics: Kumaar, Neelesh Misra, Sayeed Qadri. Kamera: Ravi Walia. Schnitt: Devendra Murdeshwar. Musik: Pritam Chakraborty, Sandeep Shirodkar. Darsteller: Ajay Devgn, Emraan Hashmi, Omi Vaidya, Shazahn Padamsee, Shradha Das, Shruti Haasan, Tisca Chopra, Daisy Irani, Sanjay Chhel.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih