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2010
Bilder © Universal
**** Comme Les 5 Doigts De La Main
alexandre arcady


Eine algerisch-jüdische Familie bekommt Ärger mit einem Schwerverbrecher und seinen Schergen, weil die verraten und bestohlen wurden.

Der französische Gangsterfilm der letzten Jahre ist nicht nur aber auch wegen Olivier Marchal, einem Ex-Polizisten, der seinen Erfahrungsschatz seit einigen Jahren als Regisseur und Autor für Filme und Serien nutzt, auch international wieder salonfähig. Wie kreativ das Genre in unserem Nachbarland bearbeitet wird zeigen auch Verfilmungen über die Lebensgeschichten echter Gangster wie Carlos, Edmond Vidal, Jaques Mesrine. Dass solche Genrebeiträge aber auf unseren Kinoleinwänden gezeigt werden ist eher selten. So fällt dann leicht auch ein Film wie „Comme les 5 doigts de la main“ unter den Tisch. Von der französischen Kritik zu unrecht verrissen bietet Alexandre Arcadys 15. Film nämlich spannende Unterhaltung und eine gute Darstellerriege, die zwei Stunden schnell vergehen lassen. Die Idee eine Geschichte um fünf unterschiedliche Brüder zu drehen hatte Arcady als ihm eine s/w-Fotografie aus seiner eigenen Vergangenheit in die Hände fiel. Zu sehen war darauf wie er selbst neben seinen vier Brüdern stand - aufgereiht der Körpergröße nach. Aber erst zwei Jahre später und mit weiteren Eindrücken aus dem wahren Leben entstand eine fiktive Story, die der Regisseur inhaltlich zwischen Viscontis „Rocco und seine Brüder“ (1960) und seinem eigenen Film „Der Superboß“ (1982) einordnet.

Fünf Männer müssen sich ihrer Familiengeschichte stellen, weil der jüngste Bruder die Vergangenheit und den Unfalltod des Vaters nicht ruhen lassen kann. Das schwarze Schaf der Familie spielt Vincent Elbaz (The Assault; Not for, not against – Es gibt kein Zurück), der zu Beginn des Films mit jeder Menge Geldbündel in Erscheinung tritt. Gehetzt von und verletzt durch einen noch unbekannten Gegner und gesucht von der Polizei flüchtet Elbaz von Marseille nach Paris um seine Familie zu warnen, die seit 6 Jahren nichts mehr von ihm gehört hat. Was er getan hat hat nun Auswirkungen auch auf die Leben seiner Brüder und seiner Mutter. Die sind alle mehr oder weniger redliche Bürger mit eigenen Problemen. Eric Caravaca (Huhn mit Pflaumen) spielt einen Schullehrer mit wenig Geld, Pascal Elbé (R.I.F., Wenn wir zusammen sind) den Apotheker, der sich an der Börse verspekuliert und von den falschen Männern Geld geliehen hat, Mathieu Delarive (Le siffleur) den Kartenspieler und Womanizer. Zum fünften Mal arbeitet Regisseur Arcady mit Patrick Bruel zusammen, das bei uns wohl bekannteste Gesicht unter den Darstellern (Der Vorname, Paris-Manhatten, Ein Geheimnis). Bruel spielt einen erfolgreichen Restaurantbesitzer, der einst als Scharfschütze beim israelischen Militär diente (oha!). Für ihn gilt Erfolg im Geschäftsleben aber Probleme in der Ehe.

Arcady inszeniert dabei so, dass jede seiner Figuren ihre Geschichte in einem gewissen Rahmen erzählen kann. Genug um sich für sie zu interessieren. Wobei natürlich das Hauptaugenmerk auf dem Leader, Bruel, liegt. Von den zwei starken Frauenrollen fällt demzufolge eine ab für das Ex-Bondgirl Caterina Murino (Casino Royale) als Gattin von Bruel. Die andere geht an Francoise Fabien (Madame Claude und ihre Gazellen), Altstar des französischen Kinos, als Mutter mit Geheimnis, die stets darum bemüht ist den Familienzusammenhalt zu fördern und jüdische Traditionen zu bewahren. Arcadys Film ist in erster Linie ein Familiendrama mit gut gezeichneten Figuren. Die Berührung des ordinären Alltagslebens mit der Kompromisslosigkeit der kriminellen Unterwelt und seinen skrupellosen Gestalten (Moussa Maaskri und Philippe Nahon haben die perfekten Gesichter dafür) liefert dabei einen spannenden Anlass familiäre Konflikte auf ihre Wichtigkeit hin zu untersuchen. Es mag einiges vorhersehbar sein und die Geschichte an einigen Stellen mit konventionellen Lösungen der dramaturgischen Probleme arbeiten – schaden tut es dem Unterhaltungswert des Films aber nicht.

Blu-ray (Universal, Code B, 116 min)

Da der Film scheinbar zu den unbekannteren Werken zählt und sich international kein Verleih angesprochen fühlt muss man zur Sichtung auf die französische Blu-ray zurückgreifen. Das ist nicht weiter schlimm wird der Film doch englisch untertitelt geliefert. Einige Extras bietet die Discs auch, allerdings nicht untertitelt.
Bild: 1080p (2.35:1; 16x9)
Ton: DTS-HD 5.1 Französisch, DTS-HD 2.0 Französisch
Untertitel: Englisch, Französisch für Schwerhörige (optional)
Bonusmaterial (in 480p): Making of (31 min), Interview mit Patrick Bruel (7 min), Ungeschnittene Szenen (46 min), der komplette Soundtrack des Films (17 Tracks).
Bild und Ton geben keinen Anlass zur Beschwerde. Dass man sich den kompletten Score von Armand Amar anhören kann ist ein nettes Extra. Besser wäre aber gewesen eine Audio-CD beizulegen.

Gute Darsteller, eine unterhaltsame Geschichte um Familienzusammenhalt, elegant fotografiert. Nicht nur für Fans des französischen Genrekinos.

Text © Markus Klingbeil
04.12.2012

Comme les cinq doigts de la main

(Comme les cinq doigts de la main aka 5 Brothers)

Frankreich 2010. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 116 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 28.04.2010 (F). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie:Alexandre Arcady. Screenplay, Dialoge: Eric Assous, Alexandre Arcady, Daniel Saint-Hamont. Kamera: Gilles Henry. Schnitt: Manuel De Sousa. Musik: Armand Amar. Darsteller: Patrick Bruel, Vincent Elbaz, Pascal Elbé, Eric Caravaca, Mathieu Delarive, Françoise Fabian, Caterina Murino, Marie Moute, Moussa Maaskri, Philippe Nahon .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih