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2009
Bilder © Warner Bros.
** Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft
anne fontaine


Coco Chanel (Audrey Tautou) singt und tanzt im Wirtshaus bis sie auf den wohlhabenden Étienne Balsan (Benoît Poelvoorde) trifft mit dem sie eine Affäre beginnt. Als der aber die Stadt Richtung Paris verlässt folgt sie ihm und nistet sich auf seinem prächtigen Landsitz ein. Hier beginnt sich die Upper Class für Cocos eigenwilligen Modestil zu interessieren und sie findet die große Liebe.

Ob die mittelalterliche Heldin Jeanne D'Arc, die Malerin Séraphine de Senlis oder Sängerin Edith Piaf ... die Franzosen lieben es über ihre Berühmtheiten Filme zu drehen. Dieses Jahr wird die Mode-Ikone Gabrielle "Coco" Chanel gleich mit zwei Kinofilmen bedacht. In Jan Kounens Ansatz ein Abschnitt im Leben der Chanel zu durchleuchten geht es um ihre Beziehung zu Komponist Igor Stravinsky in den 1920ern ("Coco Chanel & Igor Stravinsky"). Einen etwas größeren Zeitraum deckt Anne Fountain ("Das Mädchen aus Monaco") in ihrem Film "Coco avant Chanel" (so der Originaltitel) ab, in dem wir etwas von der Kindheit und ihren ersten modischen Gehversuchen erfahren.

In der Rolle der erwachsenen Coco gibt es ein Wiedersehen mit Audrey Tautou, die zuletzt in der Romanverfilmung "Zusammen ist man weniger allein" im Kino zu sehen war. Unvergessen bleibt sie aber als Kupplerin in Sachen Liebe in dem wunderschönen Publikumshit "Die fabelhafte Welt der Amélie" (2001). Das Drehbuch zu Tautous neuem Film lässt ihr aber nur wenig Gelegenheiten um zu glänzen, denn statt Abwechslung und Spannung erwartet den Betrachter ein Geduldsspiel vor dem Hintergrund prächtiger Locations. Nachdem die ersten Schritte des Erwachsenwerdens gemacht und Coco sich im Schloß des Freundes einquartiert hat kommt die Handlung damit praktisch zum Stillstand.

Zunächst aber verbringt Gabrielle, so ihr bürgerlicher Name, einen Großteil ihrer Jugend im Waisenhaus - der Vater ist der Arbeit wegen viel unterwegs. Sie tanzt und singt in Bars, schneidert im Kämmerlein ihre eigenen Kostüme - immer mit dem Ziel vor Augen sich irgendwann aus dem Klammergriff der Provinz zu lösen und in einer Stadt wie Paris den großen Erfolg zu suchen. Die Chance bietet sich als ihr der reiche Étienne Balsan über den Weg läuft. Der denkt nach seinem Abschied allerdings nicht mehr an seine Coco und kriegt sie auch nicht mehr so einfach los, als die plötzlich in seinem Schloss aufkreuzt. Zunächst zur Rolle der armen "Geduldeten" verdammt (Verstecken vor den reichen Gästen inklusive!) entwickelt sich ein langatmig und wenig prickelnd inszeniertes Liebes- und Machtspiel zwischen der sarkastischen Chanel und dem Lebemann Balsan.

Als dann ein Schönling namens Arthur "Boy" Chapel (Alessandro Nivola als Softie) die Bühne betritt wird auch die zielgerichtet an ihren Modeideen feilende Coco weich und sie verliebt sich in den verheirateten Mann. Der will ihr auch finanziell unter die Arme greifen und bei der Verwirklichung des kreativen Handwerks helfen. Die Liebesgeschichte wirkt dabei so abgestanden und kitschig wie aus einer Pilcher-Verfilmung. Nur ist hier die Kostümausstattung allererster Güte. Nüchtern betrachtet wirkt es so als hätte Coco hier ein neues Opfer gefunden, nachdem sie sich eine lange Zeit den Spielchen des Balsan und seiner reichen Freunde hingegeben hat. Prickelnd ist das nicht und auch ein herber Schicksalsschlag macht das zum Melodram verkommene Biopic kaum interessanter.

87 Jahre alt wurde Coco Chanel und hatte darin viele interessante Lebensabschnitte. Leider hat sich bisher kein Film mit den kontroversen Kapiteln beschäftigt, wie z.B. ihr dubioses Verhalten während der Besetzung Frankreichs durch die Nazis. Da fehlt den französischsprachigen Filmemachern wohl der Mut das Image ihrer Mode-Ikone zu beschädigen. Das heute von Karl Lagerfeld, dem Mann mit dem Zopf, geführt Modelabel wird auch lieber mit Düften und Handtaschen assoziiert als mit einer fragwürdigen Vergangenheit. Die bringt heute auch kein Geld ein.

Leider konzentriert sich der Film nach interessantem Anfang in epischer Breite auf Chanels Zeit auf dem Schloss ihres Gönners und ihre Begegnungen mit der Upper Class. So verkommt diese biographische Aufarbeitung zum hervorragend ausgestatteten aber öden Melodram, das mit zunehmender Filmlänge nur langweilt. Da hilft auch die ordentliche Leistung von Audrey Tautou nur wenig. Coco Chanel scheint eine clevere Frau gewesen zu sein - der Film ist zu betulich.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 12.08.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih