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2014

Bilder © Universum/ Walt Disney
** Brick Mansions
camille delamarre


Detroit im Jahr 2018. Eine Nuklearwaffe gerät in die Hände des Gangsters Tremaine Alexander, der den abgeschotteten Stadtbezirk Brick Mansions regiert. Ein Cop und ein Krimineller müssen die Sache bereinigen.

Wer bei Luc Besson, einem von Frankreichs einflussreichsten Filmproduzenten, gute Arbeit leistet, der hat durchaus die Chance mal vom Chef ans Steuer gelassen zu werden. Camille Delamarre war mehrere Jahre als Cutter tätig (u.a. „Transporter 3“ und „Columbiana“) und darf nun zum ersten Mal Regie bei einem Kinofilm führen. Eine neue Geschichte inszeniert er allerdings nicht, denn „Brick Mansions“ ist nur eine aufgewärmte, für den US-Markt verwässerte Variante von Pierre Morels Regiedebüt „Banlieue 13“ (Dt. Videotitel: Ghettogangz – Die Hölle vor Paris) - Drehbuchautor damals wie heute: Luc Besson. Morel hatte sich seine Sporen als Kameramann verdient (z.B. bei „Taxi Taxi“, „The Transporter“). Aus dem 2004er Original übernimmt Delamarre auch einen der Protagonisten, David Belle, Parkour-Künstler, der seine Rolle einfach noch einmal spielt. Hauptattraktion ist allerdings der verstorbene Paul Walker, der hier seinen letzten Auftritt komplett abgedreht hat. Beim aufs Frühjahr 2015 verschobenen Film „Fast & Furious 7“ werden Bodydoubles und computertricktechnische Mittel genutzt um seine Rolle würdig abzuschließen. Als Polizist Damien Collier hat er in „Brick Mansions“ aber zunächst die Mission zu erfüllen einen Gangster zu schnappen und eine abhanden gekommene Nuklearwaffe zu entschärfen.

Okay, die Story war schon im französischen Original Gaga-Fiktion, hat aber dank der akrobatischen Fähigkeiten von David Belle und Stuntman Cyril Raffaelli, abgedrehten Figuren, einem kernigen Soundtrack, flotten Kamerafahrten und lässigen Sprüchen mächtig Spaß gemacht. Der Bösewicht und seine Spießgesellen waren brutal und dämlich, es gab noch eine Schwester, die mit Drogen vollgepumpt wurde und genug Gewalt, dass die FSK den Film nicht für Jugendliche frei gab. Mit dem Remake zielt Besson aber auf ein Mainstream-Publikum, lässt unbequeme Sachen weg, macht aus Leitos labiler Schwester eine drogenfreie Freundin und kastriert seinen „bösen“ Bösewicht. Walker wird über eine harmlose Autoactionverfolgungsjagd-Sequenz eingeführt und bekommt insgesamt sowieso leichtere Dinge zu tun als einst Raffaeli. Zur Not halt mit der Knarre. Sonst bleibt vieles gleich, auch David Belle führt seine fantastischen Sprünge im Eiltempo über Häuserdächer, Fenster, Treppen fast 1:1 so durch wie vor 10 Jahren. Das Reden überlässt er meist seinen amerikanischen Kollegen. Als Schauspieler kennt er seine Grenzen, vielleicht hat er deswegen nie eine Karriere im Filmgeschäft gemacht. Wenn Besson ruft, dann ist er aber da – zuletzt auch in einer Nebenrolle in der verunglückten Mafiakomödie „Malavita – The Family“.

Bei Rapper RZA (Wu-Tang-Clan) wundert man sich, dass er überhaupt noch für Filme gebucht wird. Musiker bleib bei deinen Beats möchte man ihm zurufen, denn auch in seinem x-ten Versuch als Schauspieler, diesmal in der Rolle von Tremaine "Gangster mit der Nuklearwaffe" Alexander, ist er ein Totalausfall. Da wünscht man sich Bibi Naceri zurück. Einer der Gründe warum „Banlieue 13“ oft komisch war lag an der Interpretation von K2 durch Tony D'Amario. Die Figur dieses Gangster No.2 gibt es auch im Remake doch Neubesetzung Gouchy Boy wird aller guten Sprüche beraubt und wirkt einfach nicht lustig. In den USA und zwei Dutzend anderer Länder ist „Brick Mansion“ schon längst gelaufen. Zum Hit hat es nicht gereicht. Das Budget des Films wurde immerhin wieder eingespielt. In Frankreich lösten 320.000 Zuschauer ein Kinoticket. Weit weniger als für das Original (948.000) oder dessen Fortsetzung von 2009 (1.1 Mio). Besson versuchte mit „Taxi“ schon einmal einen französischsprachigen Erfolgsfilm zu amerikanisieren – und scheiterte. Schon im August 2014 folgt der nächste Streich vom vielbeschäftigten Kinobesessenen. Mit Scarlett Johansson als Killerbeauty im Actioner „Lucy“.

Wieder mal ein überflüssiges Remake, das im Vergleich zum Original wie eine humorlose Kindergartenversion wirkt.

Text © Markus Klingbeil
06.06.2014

Brick Mansions

Canada/Frankreich 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 90 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 25.04.2014 (US) 23.04.2014 (F) 05.06.2014 (D). Budget: 28 Mio. USD Regie: Camille Delamarre Drehbuch: Luc Besson (basiert auf dem Film "Banlieue 13"), Bibi Naceri ("Banlieue 13") . Kamera: Christophe Collette. Schnitt: Carlo Rizzo, Arthur Tarnowski. Musik: Marc Bell, Trevor Morris. Darsteller: Paul Walker, David Belle, RZA, Gouchy Boy, Catalina Denis, Ayisha Issa, Carlo Rota, Andreas Apergis, Richard Zeman, Robert Maillet, Bruce Ramsay
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih