Tatort: Kommunales Kino Stuttgart

Tatzeit: 4.12.98, 20.00 Uhr

Besondere Vorkommnisse: Aufführung von Die Blume der Hausfrau mit anschliessender eindringlicher Befragung der Macher, sprich des Regisseurs und des Produzenten.

Beschreibung des Sachverhalts: 5 Staubsaugervertreter -Massimo, Angelo, Steffen Widule und Co.- wurden Ende 1997 auf ihrer Vertretermission im Raum Stuttgart-Ludwigsburg/Asberg von einem Regisseur und seinem Kameramann in schwäbische Wohnstuben begleitet. So wird eindrucksvoll das harte Geschäft der VORWERK- Mitarbeiter dokumentiert, wie sie mit Geschick und schwäbischem Charme in die Wohnungen gelangen, ihre Pülverchen und Düsen auspacken und die vielfältigen Möglichkeiten der Teppich- und Wohnstubenreinigung demonstrieren.

Wer nun glaubt, das klingt doch ziemlich dröge und langweilig, der täuscht sich gewaltig. Die Art und Weise wie die Vertreter-Kunde-Gespräche ablaufen ist urkomisch, was natürlich unabdingbar mit dem Dialekt verbunden ist. Zudem lernt man nicht nur interessante, teils skurrile Menschen kennen, sondern erhascht mehr als nur einen Blick in deren Räumlichkeiten und Einrichtungen, die nicht unwesentlich dazu beitragen, für 90 vergnügliche Minuten zu sorgen. Einblicke bekommt man zudem ins Schulungsprogramm für Mitarbeiter, den Treffs in der Gaststätte zum "brainstorming" und Gedankenaustausch sowie der jährlichen Weihnachtsfeier, auf der der erfolgreichste Mitarbeiter -zum 5.Mal in Folge: Steffen Widule ("Widule - so wie Wi -ich-le")- des Bezirks Stuttgart ausgezeichnet wird.

Anklage: Dieses Werk ist von der Firma VORWERK gesponsert.

Produzent und Regisseur haben eindringlich versichert, daß dem nicht so sei. Allerdings mußte bei der Firma eine Drehgenehmigung eingeholt werden, damit die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit gefilmt werden durften. Als Sponsoren des über 100.000 DM teuren Dokustreifens traten u.a. die Filmförderung Baden-Württemberg und das ZDF auf (Kleines Fernsehspiel).

Die Jury fragt:

- Wie kommt man auf die Idee einen Film über Staubsaugervertreter zu drehen?
Regisseur Wesseley hat zwar einen VORWERK-Staubsauger (ca.15 Jahre alt!), doch die Idee zu diesem Projekt entstand vor zwei Jahren, als eines Abends -Wesseley wollte sich gerade Badewasser einlaufen lassen- ein Vertreter, Massimo, an seiner Tür klingelt. Wesseley ließ den Vertreter in seine Wohnung und nach zwei Stunden Unterhaltung war klar, dass er einen Film über Staubsaugervertreter drehen wollte. Mit seinem Produzenten -beide waren schon einmal während ihrer Zeit an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg an dem selben Projekt beteiligt- machte sich Wesseley auf, Geldgeber zu suchen. Im übrigen hat Wesseley an jenem Abend nix von Massimo gekauft.

- Wie hat der Vorstand von VORWERK auf den fertigen Film reagiert?
Natürlich wurde eine Sondervorstellung für Vorstand und Mitarbeiter der Firma veranstaltet und laut Aussagen des Regisseurs wurde Die Blume der Hausfrau mit Applaus und "standing ovations" bedacht. Auch bei den 4.Internationalen Hofer Filmtagen war der Film überaus erfolgreich. Anfang 1999 wird Die Blume... auch über Baden-Württembergs Grenzen hinaus in den Kinos zu sehen sein.

Das Urteil: Aus 25 Stunden Filmmaterial (bei 6 Wochen Drehzeit und 8 Wochen Nachbearbeitung) hat Regisseur Wesseley mit seinem Team ein überaus unterhaltsames Porträt über schwäbische Vertreter, schwäbische Hausfrauen mit typischen schwäbischen Beilagen (allein über die Kehrwoche hätte man einen 2-stündigen Dokumentarfilm drehen können) geschnitten. Während der gesamten Filmdauer - ja das wirkliche Leben bringt doch die lustigsten Situationen- wird keine Wertung aus dem Off abgegeben, sondern alleine unsere Vertreter und ihre Kunden kommen zu Wort. Wer jetzt immer noch nicht Geschmack an der Blume der Hausfrau gefunden hat, dem sei gesagt, daß es bei "Verrückt nach Mary" nicht halb so viele gute Lacher gibt...

PS: Wer wissen will, was es mit dem Titel des Films auf sich hat.....der soll in den Film gehen, denn da wird das Rätsel gelöst.