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1961
Bilder © ARD / MGM
*** Bis aufs Blut
michael carreras


1870. Ein Pistolero macht im mexikanischen Sonora Rast bei der Ranch eines Ex-Majors und dessen Familie und gerät zwischen die Fronten einer ungleichen Auseinandersetzung, die nur blutig enden kann.

Halbverdurstet taumelt der Cowboy herbei und bittet mit dem Schiesseisen im Anschlag um Wasser. Die wenig erfreuliche Begrüßungsmimik des Hausherren und seiner Gattin gefällt ihm nicht aber ein Halunke will er nicht sein und zahlt für den Durstlöscher mit barere Münze - bevor er ein paar Schritte später zusammenbricht. Mit solchen Szenen können wunderbare Freundschaften beginnen aber in diesem Eurowestern ziert sich der Besucher erst einmal eine Weile bevor er sich der Probleme des anderen annimmt. Der Amerikaner Richard Basehart (Moby Dick, La Strada) spielt den Scharfschützen Steve Fallon, dessen Ruf ihm vorauseilt, der aber eigentlich kein Held mehr sein will. Heldentum liegt auch dem Ex-Soldaten Mike Summers (Don Taylor, Der Vater der Braut) ferner denn je (er erklärt das im Verlauf des Films in einem Monolog deren Art und Weise an den Kriegserfahrungsmonolog von Fred Williamson in "From Dusk Till Dawn erinnert"). Unterscheiden tun sich die beiden Männer aber grundlegend: Fallon greift zur Waffe um sich zu verteidigen, der prinzipientreue Summers lehnt das strikt ab.

Passivität ist aber gleichbedeutend mit Tod und der kommt nicht auf natürliche Weise. Der üble Großgrundbesitzer Ortega (ein hinkender José Nieto, Knie nieder und friss Staub) terrorisiert das Tal - der Gouverneur des Landes schaut weg - und lässt die Rancher von seinen Männern einschüchtern. Wer sein Land nicht an Ortega verkauft wird mit Blei vollgepumpt. Nur Kinder und Frauen werden verschont. Des Ex-Majors mexikanische Frau (Paquita Rico) ist es dann auch, die hier als erste Stärke zeigt bzw. sich darum bemüht Kräfte gegen die Schurkenbande zu bündeln. Die Konstellation mit den zwei Kerlen, die eine gewalttätige Konfrontation mit Ortega aus persönlichen Gründen zunächst scheuen hat schon etwas reizvolles aber so richtig in den Bann ziehen will einen die Geschichte nicht. Das mag zum einen an dem hölzernen Spiel der weniger prominenten Darsteller liegen, die hier mit steinernen Mienen arg bedächtig und unaufgeregt zu Werke gehen. Versuchen dann die Frauen die Männer aus ihrer Lethargie aufzuwecken (die junge María Granada umgarnt als naives Püppchen den deutlich älteren Basehart und appelliert an seinen Beschützerinstinkt) driftet die Stimmung schnell mal ins melodramatische ab. Letztlich bedarf es aber schon dem Leid eines Dritten, damit Basehart sich auf die richtige Seite schlägt und aktiv ins Geschehen eingreift.

In einer Nebenrolle sieht man einen ziemlich unterforderten Fernando Rey (French Connection - Brennpunkt Brooklyn) als ehemals reichen Großgrundbesitzer, der sich sein Leben dank eines Pakts mit dem Teufel erhalten hat aber durch das Flehen von Summers Frau - sie will die vom Vater zur Hochzeit geschenkte Ranch nicht kampflos abgeben - an der Ehre gepackt fühlt und jetzt Widerstand leisten will. Reys wenige Szenen wirken inhaltlich zu weit weg von der Haupthandlung, weil unsere beiden "Anti-Helden" keine Begegnung mit ihm haben, sondern nur eine lebensentscheidende Konversation zwischen Reys Don Hernan und Ortega auf dem Plan steht. Die Figur des Ortega ist dabei nicht mal so interessant, setzt der britische Regisseur Michael Carreras (auch Produzent diverser Filme aus der Schmiede der legendären Hammer-Studios) sein Augenmerk lieber auf einen mordlüsternen, überheblichen Cowboy aus Ortegas Truppe. Alex Nicol (Der Mann aus Laramie) spielt diesen Mann in keiner sonderlich bemerkenswerten Weise. Damit trägt er dann auch zum durchschnittlichen Gesamteindruck bei. Der hier kriegsmüde Don Tayler stand im übrigen parallel zu seiner Schauspielkarriere auch öfters mal hinter der Kamera. Seine bekanntesten Werke sind "Flucht vom Planet der Affen", "Die Insel des Dr. Moreau" und "Der letzte Countdown".

Passabler, in Spanien gedrehter Eurowestern, der noch vor der Italowestern-Welle in die Kinos kam. Allerdings fehlt es dem überraschungsarmen Plot doch etwas an Spannung, Tempo und denkwürdigen Darstellerleistungen. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass man im Wilden Westen ohne Knarre auf verlorenem Posten steht - Moral hin oder her. Aber das ist ja auch nichts neues.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.06.2011

Bis aufs Blut

(Tierra brutal)

USA/ESP 1961. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 80 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 01.11.1961 (Spanien) 08.03.1963 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Michael Carreras. Buch: Edmund Morris. Kamera: Alfredo Fraile. Schnitt: Pedro del Rey, David Hawkins. Musik: Antón García Abril. Darsteller: Richard Basehart, Paquita Rico, Don Taylor, Alex Nicol, Fernando Rey, María Granada, José Nieto, Félix Fernández.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih