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2009
Bilder © ProKino
* Alle Anderen
maren ade


Das Paar Gitti und Chris macht Urlaub in der Ferienwohnung von Chris Eltern auf Sardinien. Aus anfänglicher Unbeschwertheit und viel Albernheit entwickelt sich Ernüchterung und es stellt sich die Beziehungsfrage. Und der einmal ausgesprochene Satz "Ich liebe Dich" hängt schwer im Raum.

Wenn zwei Menschen eine glückliche Beziehung haben wollen, dann müssen sie hart daran arbeiten. Steht man noch am Anfang der Zweisamkeit, besitzt noch getrennte Wohnungen, so ist ein gemeinsamer Urlaub über eine längere Zeit ein guter Test um herauszufinden, ob man überhaupt mit dem anderen viel Zeit verbringen will. Ein Härtetest, dem sich auch die beiden Protagonisten in Maren Ades zweitem Spielfilm unterziehen. Gitti, gespielt von der Österreicherin Birgit Minichmayr (Der Knochenmann) ist eine PR-Managerin für ein Musiklabel, ihr Freund Chris (Lars Eidinger) ein Architekt. Sie lieben sich (mehrmals) und albern herum aber die Unterschiede zwischen ihnen sind da und das was sie vom Leben erwarten ist nicht das selbe.

Chris ist erfolglos in seinem Job und das nagt an ihm, macht ihn schwermütig und träge. Für ein eindeutiges Ja zur Beziehung mit Gitti fehlt ihm die Kraft, der Mut. Das steht im Gegensatz zur Einstellung der zum Aktionismus neigenden Freundin, die sich mehr verspricht und eine gemeinsame Zukunft sieht. Die Regisseurin schildert das Ferienleben abseits von Alltagsstörungen sehr genau, realistisch und konzentriert sich hingebungsvoll auf das Pärchen im Haus. Und da liegt auch das Problem der Inszenierung. Lange zwei Stunden mutet man dem Zuschauer das immer gleiche hin-und her zwischen Nervensäge Gitti und Langweiler Chris zu, man wird geradezu von belanglosen Dialogen erschlagen und fühlt sich zunehmend genervt vom witzlosen Zankgeplänkel der Figuren.

Zu gut kennt man diese Alltagsfloskeln, die keinen intellektuellen Nährwert haben, die man schon mal eine halbe Stunde ertragen kann aber dann sollte eine dramaturgische Entwicklung spürbar werden. Die geschieht hier kaum wahrnehmbar, weil weder Gitti noch Chris ihrer Unzufriedenheit Luft machen können. Man sehnt förmlich herbei, dass einer der beiden ausrastet, damit mal wirklich was passiert auf der Leinwand. Stattdessen wird Konfliktpotential in Albernheiten und kindischen Verhaltensweisen zweier Erwachsener kanalisiert. Verlieren solche Muster schon in der Wirklichkeit schnell ihren Reiz so werden sie im Film bis zum Erbrechen vorgeführt. Nach 119 Minuten Laufzeit fragt man sich warum dieser von SWR/WDR/arte co-produzierte Film überhaupt ins Kino kommt.

"Alle Anderen" ist die Spiegelung einer langweiligen Realität, die uns Überraschungsmomente verwehrt und Ansätze einer dramaturgischen Kurskorrektur schnell unterbindet. Das monotone Kammerspiel im Ferienhaus wird zweimal durch das Aufeinandertreffen mit Hans und Sana, Bekannte von Chris, unterbrochen. Da werden künstlich Animositäten aufgebaut, Peinlichkeiten geschaffen, die aber keine Schwungkraft besitzen um die Handlung und den ganzen Film aus seiner Trübseligkeit zu ziehen. So wie sich Gitti und Chris mit ihren Gefühlen herumquälen, so quält sich der Beobachter von außen mit einer belanglosen, spröden Erzählweise herum und hofft auf den Abspann. Ein wirkliches Interesse an den blassen Charakteren hat man nicht und so mag man sich auch emotional nicht auf sie einlassen.

Selbst an der Optik kann man sich nicht erfreuen, wird diese Beziehungsbestandsaufname zu nüchtern serviert, fast wie ein Dokumentarfilm abgespult und überwiegend an einem Schauplatz inszeniert. Bei der diesjährigen Berlinale zeigte sich die Jury jedoch vom Film beeindruckt und so wurde Maren Ades Werk gleich mit drei Silbernen Bären ausgezeichnet, darunter einer für Birgit Minichmayer als beste Hauptdarstellerin.

"Alle Anderen" zeichnet das Beziehungsporträt eines Urlaubspaares, das unfähig ist vernünftig miteinander zu kommunizieren und Vorstellungen bzw. Erwartungen von einer gemeinsamen Zukunft zu artikulieren. Eine vielschichtige, packende Bestandsaufnahme wird das nicht, stattdessen überschüttet Regisseurin Ade den Zuschauer mit Belanglosigkeiten, inszeniert ihr Beziehungsdrama als zähes, monotones Kammerspiel. Ein realistischer Ansatz in allen Ehren, aber sterbenslangweilig in zwei nicht enden wollenden Stunden untergebracht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.05.2009

Alle Anderen

Deutschland 2009. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 119 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 18.06.2009 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: Maren Ade. Buch: Maren Ade. Kamera: Bernhard Keller. Schnitt: Heike Parplies. Musik: - Darsteller: Birgit Minichmayr, Lars Eidinger, Hans-Jochen Wagner, Nicole Marischka, Carina Wiese.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih