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2009
Bilder © Sony
** 2012
roland emmerich


Es kommt der Tag an dem Tsunamis, Erdbeben und Vulkanausbrüche alles Leben auf der Oberfläche unseres Planeten vernichten werden. Einzige Chance um den Erhalt der Spezies Mensch zu sichern ist die Arche Noah in China. Problem ist nur, dass diese Hightechschiffe kaum mehr als 400.000 Menschen plus diverse Tierarten beherbergen können. Die Zeit ist knapp und der Kampf ums Überleben beginnt jetzt.

Der Untergang ist nah. Diesmal haben wir auch ein genaues Datum. Schon die Mayas prophezeiten vor Urzeiten an welchem Tag es genau passieren würde. Am 21.12.2012. Und der deutsche Regisseur Roland Emmerich (Independence Day, Day after Tomorrow) sorgt dafür, dass der Termin auch eingehalten wird. Katastrophen, Zerstörung, die Menschheit kämpft ums nackte Überleben. Hatten wir doch schon ein paar mal mag sich der eine oder andere jetzt denken. Nicht nur in den 70ern (z.B. "Erdbeben" mit Charlton Heston) gab es eine Katastrophenfilmwelle auch in den letzten 15 Jahren hat sich eben jener Emmerich als Zeremonienmeister von Weltzerstörungsorgien einen Namen gemacht. Mal sind es Aliens, mal sind es Naturgewalten. Wenn der im schwäbischen Stuttgart geboren Deutsche loslegt dann liegt das Produktionsbudget im oberen zweistelligen oder gar im dreistelligen Millionen-Dollar-Breich.

Die Computereffekte sind auch in seinem neuesten Projekt das Wichtigste, denn was die Geschichte angeht da darf man Erwartungen bezüglich eines ansprechenden Handlungsfadens gar nicht erst aufkommen lassen. Stattdessen beglückt uns Emmerich und sein Co-Autor und Komponist Harald Kloser mit einer beispiellosen Völkerverständigungsgeschichte, die 2009 beginnt und 2012 die großen Nationen eng zusammenrücken lässt. Da gibt es keinen Groll untereinander mehr. In den Bergen von China (!) werden exklusiv im geheimen die handvoll Rettungsschiffe gebaut, die benötigt werden um die Elite der Welt zu retten und nach biblischem Vorbild jeweils auch die wichtigsten Tierarten. Denn die Erdplatten verschieben sich unerbittlich, Beben häufen sich und Lava drängt an die Oberfläche. Und das ist erst der Anfang. Mittendrin ein tapferer afroamerikanischer Präsident, ein schlauer Inder und die bundesdeutsche Kanzlerin. Und das Afrikas Wichtigkeit innerhalb der Weltordnung in kurzer Zeit drastisch zunehmen wird ... wer hätte das gedacht.

Doch der Hauptaugenmerk liegt auf einer gutbürgerlichen amerikanischen Familie, die keine mehr ist, denn Papa Jackson Curtis (John Cusack, Grosse Pointe Blank - Ein Mann, ein Mord), ein Sci-fi-Romanautor ist von seiner Frau Kate (Amanda Peet, Keine halben Sachen) verlassen worden. Die gemeinsamen Kinder sieht er nur am Wochenende da sie bei seiner Ex und ihrem neuen netten Mann wohnen (selbst die Kids lieben den Ersatz-Vater). Glück nur, dass der "echte" Daddy gerade mit seinen lustlosen Sprösslingen im Nationalpark auf Campingtour ist als die Erdkruste aufbricht und somit automatisch in die klassische Retterrolle hineinrutscht. Da geht dann im Verlauf von 2 ½ Stunden Krawallkino selbst dem entfremdeten Sohn ein Licht auf und gerissene Familienbanden werden politisch korrekt geflickt. Not verbindet eben nicht nur auf höchster politischer Ebene. Gänzlich freundschaftlich geht es aber deswegen hier nicht zu.

Dieses Sci-fi-Märchen verschließt seine Augen nicht vor finanziell gut gerüsteten russischen Oligarchen und arabischen Scheichs, die sich ihren Platz in der Arche schon rechtzeitig gesichert haben (das Prinzip kennt man ja schon aus der Touristen-Raumfahrt). Nicht jeder ist eben gleich. Für eine kritische Vertiefung wird aber keine Zeit geopfert, denn die hat diese vorhersehbare Geschichte für andere Handlungsstränge vorgesehen. Während also Jackson mit Anhang versucht von Amerika nach China zu kommen läuft parallel noch der vergebliche Kampf gegen die sprichwörtlichen Windmühlen. Dafür muss sich der Brite Chiwetel Ejiofor (American Gangster, Children of Men) als Klimaschutzexperte Adrian Helmsley im Dienste der US-Regierung mächtig anstrengen um für vernünftige Evakuierungspläne und gegen seinen bockigen Vorgesetzten (gespielt von Oliver Platt, zuletzt im unsäglichen "Year One - Aller Anfang ist schwer" zu sehen) zu kämpfen. Helmsley als Kämpfer für alle weniger privilegierten Bürger.

Danny Glover (Saw, Shooter) verhält sich heldenhaft patriotisch (noch einer!) als US-Präsident und Woody Harrelson (Zombieland, Sieben Leben) spielt mal wieder eine ausgeflippte Rolle - diesmal als Verschwörungsfreak, der die Katastrophe schon frühzeitig in seinem Piratensender angekündigt hat. Wird also das inhaltliche Geschehen äußerst einfallslos vorgetragen und auch durch gestandene Darsteller kaum interessanter so muss man sich an den optischen Bombast klammern den Emmerich hier auftischt um gegen Ermüdungserscheinungen vorzugehen. Leider sind die Effekte aber auch nicht immer überzeugend und schon in der ersten halben Stunde unfreiwillig komisch, wenn man zuschaut wie Cusacks Stretchlimousine durch die von Rissen durchzogenen Strassen hüpft und immer gerade so den Hindernissen und einstürzenden Neubauten ausweichen kann. Das gute an diesem Weltuntergangsszenario ist, dass man ruhig mal während des Films eine Stunde an die frische Luft gehen kann ohne dass man substantielles verpasst.

Roland Emmerich, Master of Desaster, hat noch immer Lust daran Zerstörungsorgien und bombastisches Effektekino zu inszenieren. Selbst der Flop "10.000 BC" konnte ihn nicht stoppen und zum Backen kleinerer Brötchen bewegen. Eine Weiterentwicklung findet hier somit nicht statt und wer die früheren Multimillionendollar-Produktionen des Schwaben gesehen hat, der verpasst hier nichts, würde man sich gegen einen Kinobesuch von "2012" entscheiden. Es sei denn man ist ein Fan von aufgewärmten Gerichten.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 10.11.2009

2012

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 158 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 13.11.2009 (USA) 12.11.2009 (D). Budget: 260 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Roland Emmerich. Buch: Roland Emmerich, Harald Kloser. Kamera: Dean Semler . Schnitt: David Brenner, Peter S. Elliot. Musik: Harald Kloser, Thomas Wanker. Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Chiwetel Ejiofor, Thandie Newton, Oliver Platt, Thomas McCarthy, Woody Harrelson, Danny Glover.

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