2008
Bilder © Warner Bros.
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*** 1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der
hinreißenden Herzelinde
til schweiger
Ritter Lanze (Til Schweiger) ist der Leibwächter von Herzelinde (Julia Dietze),
Tochter von König Gunther (Thomas Gottschalk), und heimlich in die schöne Prinzessin verliebt. Gunther jedoch ist
pleite und hofft seine Finanzmisere durch die Heirat seiner Tochter mit dem älteren, reichen Graf Luitpold Trumpf (Udo
Kier) zu beenden. Herzelinde weigert sich, der König gibt nach und kurz darauf wird die Königstochter vom schwarzen
Ritter entführt. Lanze und der Hochstapler Erdal (Rick Kavanian) machen sich auf die Suche nach der
Vermissten.
Mit der Liebeskomödie "Keinohrhasen" lockte Til Schweiger vor einem Jahr knapp 6,3
Millionen Zuschauer ins Kino. Einen noch größeren Zuspruch für eine deutsche Produktion gab es zuletzt im Jahre 2004
mit "7 Zwerge - Männer allein im Wald" (6,5 Mio) und "(T)Raumschiff Surprise" (9,1 Mio.). Dass Schweiger seinen
Überraschungserfolg wiederholen kann glaubt der Regisseur selber nicht, aber falls es mit der Ritterkomödie nicht so
laufen sollte, dann steht ja "Keinohrhasen 2" bereits in der Planungsphase. Großes Kino darf man in Schweigers neuestem
Werk auch nicht suchen, aber der vielprognostizierte Langeweiler ist es bei weitem nicht. Da gab es einige andere Filme
in diesem Filmjahr, die das Prädikat "Ärgernis" verdienen. "1 ½ Ritter" ist nicht nur ein humoristischer Blick auf die
Genrefilme à la "Prinz Eisenherz" & Co., vermittelt über eine Vielzahl heutzutage üblicher Sprachfloskeln und
Verhaltensmuster, sondern auch ein Potpourri bekannter und weniger bekannter Schauspieler der deutschen TV- und
Kinoszene.
Waren es bei den "7 Zwergen" eine Anhäufung von Comedians so taucht hier ein Thomas
Gottschalk (früher Schauspieler, jetzt Moderator) neben Udo Kier (ein Mann für alle Filme, sowohl national als auch
international), eine Anna Maria Mühe ("Novemberkind") neben Rick Kavanian ("Bullyparade) und ein Dieter Hallervorden
(Grandseigneur des deutschen Humors) neben Til Schweiger auf. Selbst Roberto Blanco ("ein bisschen Spaß muss sein") und
ein 105-jähriger Johannes Heesters werden für Gastauftritte rekrutiert. Nicht alle dieser Promi-Auftritte sind gut für
familienfreundliche Gags, aber dafür sind manche schnell wieder vorüber bevor sie zu nerven beginnen.Die meisten Szenen
im Film haben aber Til Schweiger, als etwas naiver, schüchterner und ungemein kampfstarker Ritter Lanze und Rick
Kavanian (Bullyparade) als Lebenskünstler Erdal, der sich mit seinen Gaunereien durchs Leben schlägt, die Frauen liebt
und mit die besten Sprüche auf der Zunge trägt. Neben Kavanians Spielfreude ist es aber die Anmut von
Herzelinde-Darstellerin Julia Dietze, 27 Jahre jung (z.Zt. auch mit "Little Paris" im Kino zu sehen), die den Film
unterhaltsam gestalten. Als charmante, lebenslustige Prinzessin ohne Starallüren, die weiß, wie sie den gutmütigen
Königsvater um den Finger wickeln kann, bringt Dietze eine anziehende Herzlichkeit auf die Leinwand.
Wie bei Michael Herbigs Megaerfolg "Der Schuh des Manitu"
(2001), einer Veralberung der Winnetou-Filme, rutscht auch bei Schweigers Genre-Parodie der eine oder andere Gag unter
die Gürtellinie. Im wesentlichen sind es einigermaßen gelungene harmlos-nette Spaßeinlagen, die den mit fast zwei
Stunden etwas zu lang geratenen Film aber über die Zeit retten ohne in quälende Belanglosigkeit abzustürzen. Das
Produktionsbudget für den Film (6,7 Millionen Euro) blieb diesmal übrigens komplett im Lande und wurde nicht wie z.B.
bei den "Wixxer"-Filmen für Locations in Osteuropa verwendet. Genügend schöne Burgen und Schlösser gibt es ja in
Deutschland und die ausgewählten Orte (in Sachsen-Anhalt, Bayern, Berlin) tun ihr übriges um Lanze & Erdal in die
Zeit eines Robin Hoods zurückzuversetzen. Und das sieht auch auf der Leinwand gut aus.
Til Schweigers neue Komödie ist zwar kein
Gag-Meisterwerk auf hohem Niveau aber dank Rick Kavanian und einigen witzigen Promiauftritten recht unterhaltsam. Wie
erwartet werden gängige Ritterfilmsequenzen brav abgearbeitet und mal mehr, mal weniger gut veralbert. Eine etwas
straffere Inszenierung hätte dem knapp zwei Stunden langen Film aber gut getan.
Text © Markus
Klingbeil
VÖ: 22.12.2008
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